02.11.22

Altes Schlachthofgelände Nürnberg

Nach dem Besuch des Kindermuseums auf dem Gelände des ehemaligenNürnberger Schlachthofs im Stadtteil St. Leonhard hab ich mal recherchiert.

Im Luftbild sah es 2015 so aus.(Die Baustelle ist die neue Grundschule)

Der Schlachthof wurde mit eigenem Gleisanschluss 1891 eingeweiht und in den folgenden Jahren immer wieder mal umgestaltet.

So sah die Umgebung zur Zeit des 1.Welkriegs aus:Man erkennt die verschiedenen Bahnlinien und die Trasse des alten Ludwig-Donau-Main-Kanals ...

Im Zuge der Industrialisierung wuchs St. Leonhard stark an. Im benachbarten Schweinau entstanden zahlreiche Fabriken und in St. Leonhard die dafür erforderlichen Arbeiterunterkünfte. Durch die Nähe zu den Arbeitsplätzen wurde St. Leonhard zu einem beliebten Wohnviertel.

In den 60 er Jahren gab es im benachbarten Sündersbühl neben der Rothenburger Straße (blauer Pfeil) noch freie Flächen.Damals war der alte Kanal wegen Bombenschäden nicht mehr in Betrieb, man erkennt aber noch den alten Kanalhafen Nürnberg und die Trasse unterhalb von Gibitzenhof (in Blau).

Bis zur Schließung des Schlachthofs 1997 hat sich die Bebauung in der Umgebung aber noch weiter verändert.Jetzt ist die Kanaltrasse durch den Frankenschnellweg bis zu der heutigen Kreuzung an den Rampen überbaut.

Auf der Website des Bürgervereins St. Leonhard kann man einige recht eindrückliche Geschichten zur Entwicklung der Schlachtstelle nachlesen.

Schäden im 2.Weltkrieg

Hygienemängel

Viehauftrieb

Rinderhalle

Der ständig wachsende Bedarf machte Erweiterungsbauten notwendig. So entstand 1925 die Großviehmarkthalle gefolgt von weiteren Bauten in den 1950/60er Jahren. Die ab 1959 entstandenen Hallen wurden als "Kiefsche Hallen" bezeichnet, benannt nach Architekt Theo Kief.

Wie schon erwähnt, kam das Aus für den Nürnberger Schlachthof 1997. Über eine zukünftige Nutzung des Areals wurde heftig diskutiert. Schließlich entschied man sich für eine Neubebauung als Wohngebiet. Als „kleiner Stadtteil im Stadtteil“ ist seit den 2000er Jahren auf dem Gelände des ehemaligen Schlacht- und Viehhofs der Leonhardspark entstanden („nah an der Stadt und doch im Grünen“), ein neu gestaltetes Areal mit Wohnungen für Senioren, Studenten und Auszubildende, mit Eigenheimen und Sozialbauten und mit Wasserbecken, Grünflächen und einem Platz für Feste und Märkte. Außerdem gibt es verschiedene kulturelle und soziale Einrichtungen...

In diesem link von 2011 wird die Situation recht euphorisch dargestellt:

Der Leonhardspark in Nürnberg ist beliebter als von vielen vorhergesehen. Auf dem ehemaligen Schlachthofgelände wurden in den letzten Jahren schon 480 Wohnungen und 116 Stadthäuser errichtet. Nun kommen weitere 116 Wohnungen und 24 Stadthäuser hinzu. Die Resonanz und die Nachfrage auf die Immobilien sind ungebrochen.

Einst sahen viele den Leonhardspark als schlechte Wohngegend an. So dachten viele, dass die strukturellen und sozialen Probleme, die Lärmbelästigung durch den Frankenschnellweg, die Bahn, die Schwabacher Straße und die Rothenburger Straße den Leonhardspark als Wohngegend unattraktiv machen. Der Freistaat Bayern hat dennoch das Bebauungsprojekt mit einem Kredit von etwa 18 Millionen Euro gefördert, weshalb der Leonhardspark den Beinamen „Stoiber-City“ erhalten hat.

Entgegen aller Annahmen, dass der Leonhardspark sich als schlechte Wohngegend erweisen wird und sich hier kaum Interessenten finden, die hier ihre Immobilie erwerben, hat sich das ehemalige Schlachthofareal zu einem beliebten Wohnviertel gemausert. Auf dem neun Hektar großen Gelände wurden bislang bereits 480 Wohnungen und 42 Stadthäuser errichtet. In dieser Woche (KW 19/2011) geht der Baufortschritt weiter. So entstehen zwischen der Kurt-Karl-Doberer-Straße und der Marie-Beeg-Straße weitere Stadthäuser, die als Reihenhäuser errichtet werden. Die Häuser sollen dann Mitte 2012 schlüsselfertig an die neuen Eigentümer übergeben werden können. Und diese Eigentümer sind größtenteils auch bereits vorhanden, wie der Geschäftsführer der Projektentwicklungsgesellschaft St.Leonhard-Nord, Herr Hans-Joachim Schlößl, geäußert hat.

Hauptgrund für die ungeahnte Popularität des Leonhardsparks wird sicherlich das Preis-Leistungsverhältnis sein, welches in Nürnberg bezüglich der Stadtreihenhäuser konkurrenzlos ist. Hier können die Interessenten eine Wohnfläche von 120 qm zu einem Preis von etwa 200.000 Euro erwerben. Hinzu kommt noch ein kleiner Vorgarten. Dieses Angebot gibt es nur im Leonhardspark und sonst in keinem anderen Nürnberger Stadtteil. Mit der Bebauung des Areals ist die Firma „baukonzept“, ein Bauträger aus Amberg, beauftragt. Deren Geschäftsführer äußerte, dass die Häuser im Leonhardspark „weg gehen wie die warmen Semmeln“.

Ein eifriger Fotograph hat die  Bebauung von 2019 unter dem Titel "Ausgeschlachtet" mit einigen Bildern abgelichtet ... (auf einigen Aufnahmen kann man aufgereiht ehemalige Gußeisensäulen sehen, die Hallendächer gestützt hatten)

 Über die kulturellen und sozialen Einrichtungen geht es hier weiter ....