29.08.24

Der Judenbühl

1349 kommt es in Nürnberg zu einem blutigen Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Das Judenviertel am heutigen Hauptmarkt wird zerstört, 562 Juden werden ermordet, ihre Überreste vor den Stadttoren verbrannt und mit dem Schutt ihrer Häuser zugeschüttet. Der Ort erhält den Namen „Judenbühl“. An diesem Ort befindet sich heute der Stadtpark Nürnberg.

Vierhundert Jahre lang wird das Gelände auch als Bauern- und Bauhof genutzt. An den Deumentenhof erinnert im Stadtpark noch ein Stein mit einer Plakette. 

Vom Begriff Judenbühl findet man nichts mehr: Die unrühmliche Vergangenheit des Orts hat man längst verdrängt oder ins Reich der Legenden verbracht. 

Waldamtmann Johann Burkhard Volkamer ließ hier wohl schon ab 1747 und nochmals um 1758/59 Linden und Kastanien pflanzen. 

Ab 1770 wurde die Grünanlage von den Nürnbergern als ‚Spazier-Platz‘ genutzt. Auf einem Stahlstich von 1780 erkennt man regelmäßig angelegte Baumreihen. 

1787 stieg vor etwa 50.000 bis 60.000 Zuschauern ein Gasballon (gefüllt mit Wasserstoff !) vom Judenbühl auf. (Wahrscheinlich wurde das Gas auf chemischem Weg erzeugt ..)

Am 12. November 1787 ist die ganze Stadt Nürnberg in heller Aufregung. Tausende Menschen aus der Stadt und aus dem Umland strömen zum Stadtpark von Nürnberg. Es steht ein hier nie dagewesenes Ereignis bevor, das alle Schichten und Stände in ihren Bann zieht. Der Rat der Stadt Nürnberg hat einem französischen Mechaniker und Erfinder (Jean-Pierre (auch Nicolas François) Blanchard) die Erlaubnis gegeben mit seinem neuen Gefährt etwas Einmaliges vorzuführen: Und zwar zu fliegen.

Schon beim Befüllen des Ballons mit Wasserstoff waren alle Plätze ausverkauft. Nach Augenzeugenberichten sollen etwa 50.000 bis 60.000 Besucher vor Ort gewesen sein, weitere Zuschauer hatten sich auf den Türmen und Basteien der Stadtmauer versammelt. Nürnberg hatte damals ca.30000 Einwohner !


Gegen 11:30 Uhr stieg Blanchard zusammen mit  seinem Hund in den  Korb (in Form eines Schiffs - Luftschiffer !) unterhalb des Ballons.

Der Aufstieg gelang ohne Probleme. Der Wind trieb den Ballon zuerst Richtung Nürnberger Innenstadt und drehte dann nach Norden, was den Ballon weiter Richtung Thon führte. In einer Höhe von etwa 1.100 - 1.300 m über dem Boden – so schrieb die Nürnberger Postzeitung – warf Blanchard seinen Hund aus dem Korb. Ein selbst erfundener Fallschirm öffnete sich und der Hund landete nach 5 Minuten unverletzt auf einem Feld in der Nähe der Erlanger Straße in Thon. Der Ballon trieb weiter in nördliche Richtung und setzte schließlich nach 8 km um 12:15 Uhr in der Nähe von Boxdorf auf.

Als das Luftgefährt auf seiner Reise aus dem Sichtfeld der Zuschauer im Stadtpark verschwand, begannen sie in Massen hinterher zu rennen. Querfeldein über Hecken und Gemüsefelder rannten tausende Schaulustige bis nach Thon und schließlich bis Boxdorf.

Dort empfingen sie Blanchard wie einen Helden und begleiteten ihn zurück nach Nürnberg. Zu seinen Ehren wurden im Opernhaus zwei Lustspiele und ein Ballett aufgeführt. In seinem Hotel fand ein Maskenball statt, der erst am Morgen des 13. November endete. 

Blanchard war ein genialer Erfinder, Abenteurer und Geschäftsmann: Er experimentierte zunächst erfolglos mit eigenen Flugapparaten, die auf der Grundlage von Schlagflügeln beruhten. Nach der Entwicklung des Heißluftballons durch die Brüder Montgolfier und des Gasballons durch Jacques Alexandre César Charles im Jahre 1783 wandte er sich der Ballonfahrt zu; am 2. März 1784 startete er vom Marsfeld in Paris zu seiner ersten Ballonfahrt mit einem mit Wasserstoff gefüllten Ballon. Er fuhr über die Seine und wieder zurück. Am 18. Juli 1784 befanden sich Blanchard und sein Begleiter nach einer erfolgreichen Ballonfahrt in der Normandie im Landeanflug.

Am 7. Januar 1785 überquerte er als Erster zusammen mit dem Arzt John Jeffries den Ärmelkanal von Dover nach Calais in zwei Stunden und 25 Minuten in einer abenteuerlichen Fahrt mit einem Gasballon. Die Ballonfahrer mussten schließlich allen Ballast (bis auf ihre Unterhosen) abwerfen und von der Gondel in die Halteseile klettern, um nicht abzustürzen. In Calais erwartete sie ein begeisterter Empfang. Blanchard wurde zum Ehrenbürger von Calais ernannt und erhielt vom französischen König eine lebenslange Zahlung in Höhe von 1200 Livres jährlich.



Danach trat er öffentlich als Ballonschausteller in verschiedenen Städten auf. Nürnberg war die 28.Ettappe seiner Tour !

In Leipzig wo Blanchard vorher gastierte, boten ihm Nürnberger Bürger an eine Reise in die Noris zu finanzieren, um dort sein Luftfahrtexperiment vorzuführen. Wilhelm Roth, der damalige Wirt vom "Roten Roß" am Weinmarkt, traf die geschäftlichen Vorbereitungen und stellte dem Ballonfahrer Kost und Logis.

Am 15. Oktober 1787 traf Blanchard mit seinen Gerätschaften in Nürnberg ein. Auf dem Neuen Bau, dem heutigen Maxplatz, stellte der Luftfahrer sein Fluggerät drei Wochen lang zur Schau. Jedermann konnte es dort besichtigen – gegen Eintrittsgeld versteht sich. Für den großen Ballonstart wurden unterschiedliche Zuschauerplätze zu vier, zwei oder weniger Talern verkauft.

Anmerkung: Auch die Frau von Blanchard war Ballonfahrerin und kam tragisch um ....

Der Judenbühl entwickelte sich langsam zu einem Veranstaltungsort. : Nachdem König Maximilian II. 1855 dem Nürnberger Volksfest dort einen Besuch abgestattet hat, bittet ihn die Stadt um seine Erlaubnis, das Gelände nach ihm benennen zu dürfen. Der König ist geschmeichelt, dasMaxfeld war geboren.