28.10.16

Bauernfeind


Dieser Torbogen ist ein Symbol für eine Siedlung in Nürnberg, die ohne geparkte Autos noch lebenswerter wäre ...


Die Rangierbahnhofsiedlung 

Am 3. August 1903 wurde der neue Nürnberger Rangierbahnhof in Betrieb genommen, der sich bis dahin an den Rampen in der Nähe des Hauptbahnhofs befunden hatte und südwestlich des Dutzendteichs mitten im Lorenzer Reichswald als moderner Gefällebahnhof neu errichtet worden war. Da nun etwa 1500 Beschäftigte zeitaufwändig zwischen den Wohnungen in der Stadt und dem neuen Arbeitsplatz hin- und herpendeln mussten, kam es 1907 durch den Eisenbahner, Gewerkschafter und engagierten Sozialpolitiker Matthäus Hermann zur Gründung einer Baugenossenschaft, die 1908 nach einem Modell von Dr. Julius Gröschel mit der Errichtung von Wohnanlagen begann. Gröschel verband in seinen Entwürfen die Idee einer Gartenstadt nach englischem Vorbild mit dem romantischen Städtebaukonzept des österreichischen Architekten Camillo Sitte (1843-1903), der sich - ausgehend vom Ideal mittelalterlicher Ortschaften - intensiv mit der ästhetischen Planung von Städten in unregelmäßigen Strukturen beschäftigte und als „Wiederbegründer der Stadtbaukunst“ gilt.

Hof im ältesten Teil bei der "Burg"

evangelische Kirche

kath. Kirche

Auf einem 14 Hektar großen Areal entstand so - umrahmt von Gleisanlagen - eine malerische Eisenbahnersiedlung mit zwei Kirchen im Zentrum, an die sich nach Art eines altfränkischen Marktfleckens kurze, meist gekrümmt verlaufende Straßen sowie in asymmetrisch aufgelockerter Bauweise verschieden hohe und trotz aller Einheitlichkeit architektonisch jeweils verschieden gestaltete Wohnhäuser samt dazugehörenden Gärten anschlossen. Der neue Stadtteil Rangierbahnhof erhielt im Laufe der Zeit mit allen notwendigen Läden und einigen Kleinbetrieben eine intakte Infrastruktur: ein kleines, vollkommen eigenständiges Städtchen, das 1959 bis 1966 zwar um eine ebenfalls geschlossen geplante Neubausiedlung - die Parkwohnanlage Zollhaus - erweitert wurde, nach wie vor aber nur über eine einzige Zufahrtsstraße erreichbar ist und heute - an das Dorf von Asterix und Obelix erinnernd - wie eine Insel mitten in der Großstadt erscheint.

Straßenszene Bauernfeindstrasse

Strassenszene Paulistrasse

Der älteste Komplex : Die "Burg"

Kleingärten gehören dazu

Schulhaus

Nach und nach werden die Häuser saniert und auf heutigen Standard gebracht:
Auf alle Fälle kann man hier unweit der U-Bahn-Station schön spazieren gehen....

Ein Symbol der Idylle ist diese Sonnenuhr:


06.09.16

Lehenhammer 38

Auf einer Tour im März kam ich in Lehenhammer an einem alten Bauernhaus mit Stadel vorbei und entdeckte eine Menge Sprüche und Anschläge an den Gebäuden :










Erst empfand ich es als urig. Bei genauerem Studium der Statements wusste ich aber,dass der
Verfasser ein recht verbitterter Mensch sein muss.

Die Gebäude sind in der Denkmalschutzliste der Gemeinde Etzelwang als Dreiseithof erfasst

Und ich hatte recht: Der Besitzer wurde von einem übermächtigen Amt überrollt und hat kein Geld das Anwesen zu sanieren. Abreißen darf er es nicht und kaufen will es niemand. Weder die Gemeinde noch das Museum in Neusath-Perschen haben Interesse an den Gebäuden.

Also bleibt ihm nur sein Verzweiflungsakt .... Traurig , aber wahr !!!




18.07.16

Heimatstil 1

Bei meinen Touren fielen mir einige Gebäude auf, die zwar in der Stadt stehen, aber durchaus ländliche, manchmal sogar alpenländische Anmutungen ausstrahlen:
"Mir wird ganz heimelig"


Versteckte Villa in der zugebauten Nordstadt Nürnberg

Villa in Nürnberg im Stadtteil Gärten hinter der Veste

Villa auf dem Burgberg in Erlangen
Villa am Krankenhausberg in Fürth

Ursprünge der Siedlung Eigenes Heim in Fürth
Es scheint sich dabei um Bauwerke zu handeln, die sich der Kategorie Heimatstil zuordnen lassen ...
Gebaut noch vor dem ersten Weltkrieg mit der Anmutung von Idylle ...
Zu den architektonischen Hauptmerkmalen zählte die Verwendung ­ortsüblicher Baumaterialien wie ­Fachwerk, Ziegel und Holz und ­dazugehörige Formen wie Erker, ­Gauben, Nischen, Schnitzwerk und Sprossenfenster.
Neben Villen in damals herrlichen Lagen, entstanden mit der Gartenstadtbewegung auch noch nach dem 1.Weltkrieg ganze Siedlungen.
Mit öffentlichen Gebäuden wie etwa Schulen werde ich mich in Kürze beschäftigen.

Zum heutigen Abschluss noch ein Gebäude im ländlichen Raum, das aber durchaus zum Thema passt:

Verwaltergebäude des Gutes Wolfgangshof bei Anwanden
Hier noch ein interessanter Artikel zu heutigen Tendenzen im Heimatstil zu bauen (am Beispiel Garmisch)...

30.06.16

Fast vergessen: Bahnhof Märzfeld und Friedhof in Langwasser

In der momentanen Diskussion über die Tribüne auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände gehen einige andere Orte etwas unter.
Da ist einmal der ehemalige Bahnhof Märzfeld.
Im Geländeinformationssystem des Dokuzentrums ist dieser Ort zwar aufgelistet, aber die zugehörige Info-Stele steht immer noch etwas abseits und auf der Rückseite schlecht zugänglich da. Man hat sie wenigstens gereinigt, aber gleich gegenüber wäre eine besser zugängliche Stelle vorhanden...


Noch versteckter ist eine Erinnerungstafel an die Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter welche nach dem Krieg bis 1946 in Langwasser noch verstarben.


Der Hinweis auf die Grabstätten auf dem Südfriedhof ist dabei noch sehr hilfreich. Man sollte sich diese Gräberfelder mal ansehen und die Daten studieren ! ( gute Projekte für Schulklassen ! )

Das Gemeinschaftshaus Langwasser bietet übrigens für diesen Stadtteil gute Führungen an.
Ich denke mir sowieso, dass man diese Millionen, welche man zur Sanierung dieser Tribüne und des Zeppelinfeldes verwenden will, wesentlich sinnvoller in die Bildungsarbeit und den Ausbau des Dokuzentrums stecken sollte ...

Doch davon ein anderes Mal --

17.04.16

Römer in Nürnberg

In einer Vitrine beim Copy-Center in der Laufer Gasse kann man folgendes "Work in Progress" entdecken:

Dieses Diorama unter dem Titel Winterhafen ist von Lutz-Peter Lehmann gebaut worden. (Hier Zeitungsartikel) 
Er hat auch das Modell des Tafelwerks Nürnberg (jetzt Industriemuseum) konstruiert ...

Auf einer aufgestellten Erläuterung kann man einiges über seinen Werdegang nachlesen:
Sehr seltsam erscheint folgende Passage:
Der Wahnsinn begann mit meiner Einweisung in die größte deutsche Irrenanstalt, mit damals knapp 500 000 Insassen.
Dazu riss man mich aus dem Paradies mit Namen "Kunstakademie"
Nach spätestens dreimonatiger "Kur" konnte ich kaum noch einen Stift halten - von Mitgefangenen umzingelt, war ich nicht mehr konzentrationsfähig.
Irrenanstalt = Nürnberg ??

28.03.16

Am Jakobsplatz in Nürnberg

Stell dich in die Mitte des Jakobsplatzes in Nürnberg und du hast einige Epochen im Blick:

Einmal den Rest einer ehemaligen Stadtbefestigung: Den Weißen Turm

 Dann die Jakobskirche:


Gegenüber die Kirche St. Elisabeth:


Dann noch das ehemalige Kaufhaus Tietz (mit dem baulichen Vorgänger in Fürth am Kohlenmarkt)


Den Nachkriegsbau des Polizeipräsidiums kann man übersehen ... Die Fassade bedarf jetzt schon einer Sanierung ....

06.03.16

Kunst in U-Bahn-Stationen

Sicher kann Nürnberg und Fürth in der Ausgestaltung von U-Bahn-Stationen nicht mit anderen Städten mithalten. Hier kurz Beispiele aus Lissabon:




Vor Jahren schon hat mich aber die Station Rathenauplatz fasziniert. Nicht nur weil ich mal mit Gregor Hiltner in einem Kunstkurs war ... Geht mal auf einer Seite der Station runter und betrachtet das Mosaik. Lauft durch die Station und schaut zurück. Frappieren : Immer werdet ihr von Rathenau oder Herzl angesehen (die Köpfe drehen sich)





Von den neuen Stationen der U 3 begeistert mich Maxfeld. Hier sind eine Menge Goethezitate angebracht. Man kann die Wartezeit also auch mit meditativen Gedanken verbringen.





Hier noch ein kurzer Einblick in die Ausgestaltung von Nürnberg- Fürther Stationen.

Hier noch eine Fotostrecke menschenleer ..

Nachtrag:
Interessant ist in Nürnberg noch die Station Opernhaus in halb-offener Bauweise:

In Fürth erfreut die Station Rathaus mit einem großen 3D - Bild der Altstadt







02.03.16

Jugendstil in der Nürnberger Nordstadt

Beim Flanieren rund um die U-Bahn-Station "Kaulbachplatz" sollte man den Blick immer wieder empor schweifen lassen:
Man entdeckt immer wieder sehr gut und aufwändig renovierte Fassaden im Jugendstil .....







Auf der Seite von Baukunst Nürnberg kann man noch weitere Gebäude in Nürnberg betrachten und anklicken. Ein Rundgang in anderen Stadtteilen ist also auch lohnend. - In Fürth gibt es ein interessantes Ensemble in der Nürnberger Straße .