04.09.17

Das alte Gelände der Maschinenfabrik Späth

1970 wohnte ich zu meiner Studentenzeit gleich neben der PH in einem Wohnheim an der Dutzendteichstrasse. Schöne Gegend mit altem Baumbestand und Spazierwegen im Luitpoldhain, rund um den Dutzendteich, im Rosenhof- und auch im Nibelungenviertel.
Gleich neben dem Wohnheim gab es St.Paul, eine katholische Institution. In diesem Internat wurden Buben von außerhalb untergebracht, die im benachbarten Gymnasium zur Schule gingen und eventuell als spätere Priester in Frage kamen.
Ins Auge fiel sofort das Eingangsgebäude auf dem großzügigen Parkgelände:


Wenn man etwas nachforscht, kann man erfahren, dass dieses Gebäude ein noch vorhandener Rest der ehemaligen Maschinenfabrik Späth & Co ist.
Bekannt ist, dass in diesem Werk die Teile der aus England gelieferten Lok der ersten deutschen Eisenbahn - dem Adler - zusammengebaut wurden. Im Gegensatz zum Konkurrenten Cramer-Klett hat sich Späth nicht auf Massenfertigung eingestellt, sondern sich auf Sondermaschinenbau spezialisiert. Das Geschäft lief so gut, dass der Betrieb aus Wöhrd auszog und am Dutzendteich teilweise bis 1835 neu baute. Die Anlage erstreckte sich von der Dutzendteichstrasse bis zum Luitpoldhain.


Nach dem Tod von Wilhelm Späth 1854 übernahm sein Schwiegersohn Johannes Falk die Geschäftsführung. Der ließ sich 1874 die oben erwähnte Villa bauen - eigentlich also Falk-Villa und nicht wie fälschlicherweise angegeben Späth-Villa !

In Kürze sei berichtet, dass die Schwiegersöhne des Falk - die Hammerbachers - die nächsten Besitzer waren.1935 erwarb der "Zweckverband Reichsparteitagsgelände" den Besitz, konnte aber durch den Eintritt in den zweiten Weltkrieg die großmächtigen Pläne gegenüber der Kongresshalle nicht mehr durchführen. Es wurde auf dem Gelände sogar noch produziert. Durch Bombenschäden war es aber dann aus und in den 60er Jahren begann man mit dem Bau von Eigentumswohnungen auf einem Teil des Geländes.






Letzten Endes blieb dann schon in den 70-er Jahren an diesem Teil des Geländes nur noch ein Gebäude übrig , die Hammerbach-Villa.


Dort hauste noch in den 80-er Jahren ein Hammerbacher, der sich aber nicht in Stande fand, den Bau renovieren zu lassen. 
 Es gab dann eine lange Geschichte der Verwahrlosung und drohenden Verfalls. Auch der zugehörige Park wurde durch Verkehrsbauten immer mehr zerschnitten...

Ein Käufer, der in verschiedenen Immobiliengeschäften tätig ist, ließ dann bis 2010 endlich dieses Gebäude renovieren und nutzt es als Geschäftsräume.



Übrigens: Das Gelände der Falk-Villa hätte sich unheimlich gut geeignet, um dort Seminar- und Unterkunftsräume für junge Besucher des Reichsparteitagsgeländes von außerhalb einzurichten. In den vorhandenen (zugegeben architektonisch scheußlichen) Anbauten hinter der Villa sind die Räumlichkeiten vom St.Pauls Internat vorhanden. 
Die Räumlichkeiten wurden für andere Zwecke vermietet. Neben dem "Haus der Athleten" ist die philosophische Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg mit diversen Sälen, Werkstätten, Büros und Seminarräumen größter Mieter. In einem Neubau neben der Villa betreibt die Gesellschaft Champini seit 2010 außerdem eine private Sport-Kindertagesstätte.