Vor Kurzem war ich mal wieder im Irrhain bei Kraftshof. Der Zustand erschien mir sehr gepflegt: Die Wege gekiest, Bruchäste aufgeräumt und keine Anzeichen von Vandalismus. Die Bilder dieses kurzen Films ähneln meinen Eindrücken. Ich hatte erst Mühe, den Weg zum Irrhain zu finden. Man muss sich aber nur am Friedhof orientieren:
Eine Wanderbeschreibung liefert noch einen anderen Plan des Umfeld
Das Eingangsportal zeigt 3 Jahreszahlen.
Der erste Pfarrer von Kraftshof im 17. Jh., Martin Limburger, 1656 zum kaiserlichen Dichter gekrönt, legte den Irrhain gemeinsam mit den Gärtnern Georg Schwarz und Andreas Ingolstädter 1681 in der Nähe seiner Pfarrgemeinde an. Fortan trafen sich die Mitglieder des Pegnesischen Blumenordens in ihren Lern- und Lustgarten im Knoblauchsland. Durch einen Ratsverlass im Jahr 1681, erhielt die Gemeinschaft ein immerwährendes Nutzungsrecht des Irrhains. Die damalige jährliche Pacht in Höhe von einem Gulden, entsprach in etwa dem entgangenen Holzertrag.
Der heutige Präses der Vereinigung , Werner Kügel, hat in 30 jähriger Arbeit in 5 Büchern seine Archivstudien über die Geschichte und Gedichte des Pegnesischen Blumenordens veröffentlicht. Sie liegen teilweise sogar als Internetfassung vor. Interessant finde ich seine Nachkriegsrecherchen über das Grundstück. So z.B. über Der Irrhain als Ruinengrundstück oder Fortgesetzte Irrhainmühen
Der Irrhain war ja mal eine barocke Anlage mit Hecken und verschlungenen Wegen:
Bereits 1980 wollte die Stadtverwaltung den
Irrhain nach altem Vorbild restaurieren. Das Gartenbauamt sollte die
barocke Anlage aus dem Dornröschenschlaf wecken und 3.000 Quadratmeter
Wildwuchs beseitigen. Auch eine kleine Bühne sollte rekonstruiert
werden. Eine halbe Million Mark hätte das Vorhaben gekostet.
Doch das Unterfangen scheiterte am Veto des Landratsamts
Erlangen-Höchstadt, auf dessen Territorium ein Großteil des Wäldchens
liegt. Begründet wurde dies mit seltenen Tieren und Pflanzen die sich
auf dem Areal angesiedelt hatten. Der damalige Präsident des
Blumenordens, Friedrich von Herford, schimpfte gegenüber den "Nürnberger
Nachrichten": "Die Entscheidung des Naturschutzbeirats ist völlig
unverständlich und geht an den Wünschen und Bedürfnissen weiter
Bevölkerungsschichten vorbei." Auch Nürnbergs einstiger Rechtsreferent,
Richard Sauber, konnte sich mit der Ablehnung nicht anfreunden: "Das
Ökologiebewusstsein ist eine Modeerscheinung, die sicher genauso schnell
wieder abflaut, wie sie entstanden ist."
Der Rechtsreferent irrte, die Klagen verhallten. Lediglich die
Eingangspforte sowie die Gedenksteine erhielten eine Schutzschicht, die
weiterem Verfall vorbeugen sollte. Ferner verlor die Anlage 1989 durch
Windbruch einige alte Bäume, was den Gebüschbewuchs begünstigte. Der
Pegnesische Blumenorden indes gibt die Hoffnung nicht auf, das in Bayern
einzigartige Denkmal wieder ansehnlicher zu gestalten. Doch dies wird
schwierig, da sich zwischenzeitlich der vom Aussterben bedrohte
Eremit-Käfer in den Bäumen eingenistet hat. Laut einer EU-Richtlinie
(Flora-Fauna-Habitat) darf jetzt nicht einmal mehr Totholz entfernt
werden.
Der Sturm Wiebke hatte 1990 auf dem Grundstück zu weiteren großen Schäden geführt:
Es sah dann sogar so aus, dass dort keine Veranstaltungen mehr stattfinden durften. Wenn man heute in das Veranstaltungsverzeichnis schaut, scheinen Kompromisse gefunden worden zu sein.
Mir gefällt der heutige Zustand zwischen Pflege und Verwilderung sehr.
Weitere Bilder hier