2010 wäre Kurt Klutentreter 100 Jahre alt geworden. Der im Alter immer eigenwilliger und schrulliger gewordene Unternehmer, der 2000 starb, war einer der ganz großen Mäzene der Stadt. Er stiftete Millionen.
In Kurzform: Lehre als Industriekaufmann in einer Bleistiftfabrik, anschließend Auslandsreisender. Nach dem Zweiten Weltkrieg Gründung der „Papyrus“-Wellpappe- und Kartonagenfabrik, er war bis 1994 beruflich tätig. Firmensitz bei der späteren Quelle in der Wandererstr. 105/107 .
In der Langform (Artikel AZ):Den Grundstein für sein beachtliches Vermögen legte er gleich nach dem Krieg. Er machte mit den Papierabfällen, die bei den Nürnberger Prozessen in gewaltigen Mengen anfielen, richtig Geld.
Pfiffig war Kurt Klutentreter schon immer. Weil er auch noch in der Lage war, Sprachen schnell zu lernen, reiste er für seinen Arbeitgeber, eine Bleistiftfirma, schon in jungen Jahren durch die ganze Welt. Als Repräsentant des Unternehmens begriff er auch schnell die Kunst der im Geschäftsleben notwendigen Diplomatie. Das sollte ihm zugute kommen, als er in den unmittelbaren Nachkriegsjahren auf der Suche nach Beschäftigung durch das zerstörte Nürnberg zog. Weil er damals in Muggenhof wohnte, kam er häufig auch am Justizgebäude in der Fürther Straße vorbei. Das änderte sein ganzes Leben.
Mit höchstem Interesse beobachtete er, wie amerikanische Soldaten ganze Papierberge, derer sie kaum Herr wurden, in alten Ölfässern verbrannten. Es waren die Abfallprodukte der Nürnberger Prozesse. Zum einen Teil handelte es sich um Prozessakten. Es gab damals keinen Computer, keinen Drucker. Alle Dokumente wurden von Sekretärinnen mit der Schreibmaschine getippt. Waren Fehler enthalten, musste die Seite samt Durchschlägen neu getippt werden.
Um den Umfang zu verdeutlichen: Allein das Sitzungsprotokoll des Auftaktprozesses umfasste 16.000 Seiten, musste in vier Sprachen übersetzt und in Dutzenden von Ausfertigungen geschrieben werden. Abfall produzierende Fehler en masse waren da gar nicht zu vermeiden. Vergrößert wurde der Papierberg durch die Unmengen von Verpackungsmaterial, die zum Beispiel bei der Versorgung der Tausenden Mitarbeitern anfielen.
Kurt Klutentreter erkannte sofort, dass dieses Papier Gold wert war. Im Nachkriegsdeutschland mit seiner völlig zerstörten Infrastruktur gab es nämlich so gut wie keines. Mit seinen exzellenten Englischkenntnissen, seinen auf internationalem Parkett geschliffenen Umgangsformen und seinem geschäftlich erlangten Verhandlungsgeschick überzeugte er die Amerikaner, die Entsorgung der Papierberge ihm zu überlassen. Er ließ sie zu Pappkartons verarbeiten, die ihm regelrecht aus den Händen gerissen wurden. Es war der Grundstock für seine Firma "Papyrus Wellpappe", die er 1948 gründete - und mit der er viele Millionen verdiente.Das Narrenschiff am Eingang zum Hauptmarkt in Nürnberg ist eine seiner Stiftungen.
Auch der Norisbrunnen im Archivpark geht auf seine Initiative und Finanzierung zurück.
Sein Entwurf wurde von der Stadt nicht akzeptiert, aber er hat trotzdem das Geld für den bestehenden gegeben. In einer Tafel wurde der Anlass damals dargestellt.
Diese Tafel wurde nach seinem Tod neu gestaltet und der letzte Satz wurde getilgt !!
Jetzt nach Geschmack der Stadt erstellt, er ihm nicht sonderlich gefällt ...
Die Quereleien mit der Stadt sind vorzüglich in einem Film der Medienwerkstatt von Michael Aue im Gespräch mit Klutentreter dargestellt.
Hervorzuheben ist noch, dass er zwei Stadtmauertürme am Maxtor renovieren und dort Studentenwohnungen einrichten ließ.
Auch für die Errichtung des Krakauerhauses am Tratzenzwinger hat er großzügig gespendet.
Sogar eine Fußgängerbrücke am Luitpoldhain über die Bayernstrasse wurde von ihm gestiftet.
Eine Autobiographie gibt es noch im Antiquariat:
Rund um das Narrenschiff - Erinnerungen eines etablierten 77 Jahre alten Nürnberger "Trottels"Kurt Klutentreter Fa. PAPYRUS 1988, Gebunden Zustand: wie neu |
|
Auf alle Fälle war er ein Original !