29.08.24

Stadtpark Nürnberg

 Der Stadtpark in Nürnberg ist eine etwa 19 Hektar große Grünanlage. Nach 1855 bis etwa 1882 trug sie den Namen Maxfeld. ( Als 1855 König Maximilian II. Nürnberg besuchte, fand das Volksfest erstmals auf dem Gelände des heutigen Stadtparks statt, welches aus diesem Anlass von Judenbühl in Maxfeld umbenannt wurde.)  Davor war das Areal seit 1349 als Judenbühl bekannt.

1856 wurde das Maxfeld durch Georg Zacharias Platner (dem Mitinitiator der ersten deutschen Eisenbahnstrecke zwischen Nbg und Fü) in einen Landschaftspark umgestaltet. Einige der mächtigen alten Bäume stammen vielleicht noch von den damaligen Anpflanzungen.

1861 trug man hier das erste Deutsche Sängerfest aus, eine Großveranstaltung mit 5.600 Sängern und rund 15.000 Zuschauern. 

Ab 1876 wurde das Areal für die Bayerische Landes-Gewerbe-Industrie- und Kunstausstellung im Jahr 1882 vorbereitet. Das Gelände wurde weiter begrünt, bepflanzt und mit den Ausstellungshallen bebaut, die nach Ende der Veranstaltung wieder abgerissen wurden.

Zwei Marmorvasen mit reichem bildhauerischen Schmuck markierten die Querachse der Anlage. Beide Vasen stehen noch am gleichen Ort, der heute allerdings eine ausgedehnte Wiesenfläche ist. Sie erinnern an das Sängerfest 1861 und an die Landesausstellung 1882. 


Ein Herzstück des Stadtparks war ab 1885 die "Stadtparkrestauration" als beliebter Treffpunkt der bürgerlichen Gesellschaft.  

Ab dieser Zeit wurde die Anlage offiziell als Stadtpark ausgewiesen. Dies blieb auch so, nachdem auf dem Gelände 1896 die zweite Landesausstellung abgehalten wurde.



Bis und nach 1900 wurde der Park mehrfach nach Norden hin erweitert u.a. durch den Abriss des Deumentenhofs. Brücken und Kleinarchitekturen, der Rosengarten, Teppichbeete und mehrere Denkmäler gehörten (und gehören teilweise noch) zur Ausstattung des Stadtparks. 



Am 02. Januar 1945 wurde das Stadtparkrestaurant wie auch 95 Prozent der Nürnberger Altstadt durch das Bombardement der der Alliierten völlig zerstört. Die Ruine des Gebäudes wurde nach Ende des zweiten Weltkriegs abgerissen.

1952 bis 1954 wurde der Stadtpark nach den Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg neu hergestellt. Aus dieser Zeit stammen zum Beispiel der Rosenhügel, der Wassergarten oder die Gartenhöfe, die allesamt noch heute vorhanden sind.

Das neue Stadtparkrestaurant wurde 1957 nach Plänen des Architekten Friedrich Seegy * 02.04.1909 † 25.02.1990 im Stil der Wirtschaftswunderzeit erbaut. 



In den Jahren 1968/1969 wurde dieser Bau vom Industrie- und Kulturverein Nürnberg mit dem Ziel umgestaltet, einen neuen gesellschaftlichen Mittelpunkt mit gastronomischem Angebot im Stadtpark Nürnberg zu schaffen. Es fand dann 1970 ein Umbau statt. Einige Gebäude und Backsteinbauten wie der alte Saal wurden abgerissen, neue entstanden in großzügiger und vornehmer Form- darunter der doppelt so große Saal mit Foyer, das Restaurant mit Glasfront zur Terrasse, Konferenzräume, die Kegelbahn, die Bierstube und die neue Vorhalle mit Haupteingang. 2013 erfolgte nach den Plänen des Architekten Rolf Bickel eine Neugestaltung des »Parkcafés«. Der längst veraltete Style der 60er und 70er Jahre wurde durch eine moderne Umgestaltungen des Innen- und Außenbereichs, durch frische Farben und durch viel mehr Licht ersetzt. Die erforderliche Modernisierung der technischen Anlagen wurde ebenfalls umgesetzt - es entstand Nürnbergs neue Eventlocation - das »PARKS«.


Eine Sache fällt im Park besonders auf: Der Neptunbrunnen


1962 kam der Neptunbrunnen an seinen heutigen Standort. Der Platz erhielt damals die noch heute vorhandenen Waschbetonplatten. Zuvor stand an dieser Stelle ein Fontänenbecken ohne Skulptur, der Brunnen selbst hatte auch eine im wahrsten Sinne des Wortes bewegte Geschichte hinter sich. 

Da stolziert er auf seinem bronzenen Brunnensockel, den Dreizack in der Hand, zu seinen Füßen Nymphen und Nereiden: Neptun, der Gott des Meeres. Sein Blick ist ein wenig nach unten gewandt, den freien Arm hat er über dem wallenden Lendenschurz unschlüssig in die Hüften gestützt, fast so, als würde er sich gerade fragen: Ja Himmel, wo bin ich denn hier wieder gelandet?

Sie haben aber auch eine weite Reise hinter sich, dieser Neptun und sein Brunnen. Entworfen im 17. Jahrhundert von Georg Schweigger und Christoph Ritter, sollten sie eigentlich auf dem Nürnberger Hauptmarkt den Schönen Brunnen ersetzen. Technische Probleme verhinderten das Vorhaben, und man lagerte das ganze Figurenensemble für die nächsten hundert Jahre kurzerhand im Bauhof ein.

Kupferstich 1770

1797 schließlich erwarb Zar Paul I. den „Neptunbrunnen“ und verschiffte ihn nach St. Petersburg. Ein paar Generationen später bereuten die Nürnberger den Verlust bitterlich und bemühten sich vergeblich um einen Rückkauf. Aber immerhin: Auf Betreiben des Kunsthistorikers Friedrich Wanderer konnten 1896 in Russland Gipsabdrücke genommen und ein Zweitguss angefertigt werden – der dann, wie ursprünglich angedacht, am Hauptmarkt vis-à-vis des Schönen Brunnens aufgestellt wurde.


Zumindest für ein paar Jahre. Im Dritten Reich befanden Julius Streicher und Adolf Hitler, dass die ausladende Installation bei den Reichsparteitagen der NSDAP nur stören würde – nicht zuletzt auch deshalb, weil Brunnen-Stifter Ludwig von Gerngros, ein Hopfenhändler und engagierter Mäzen, jüdischer Herkunft war. Nach einem kurzen Intermezzo auf dem späteren Willy-Brandt-Platz (diesmal war der Brunnen der Straßenplanung im Weg) steht er seit 1962  im Stadtpark.

 Und schon hat jemand wieder eine neue Idee …...





Der Judenbühl

1349 kommt es in Nürnberg zu einem blutigen Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Das Judenviertel am heutigen Hauptmarkt wird zerstört, 562 Juden werden ermordet, ihre Überreste vor den Stadttoren verbrannt und mit dem Schutt ihrer Häuser zugeschüttet. Der Ort erhält den Namen „Judenbühl“. An diesem Ort befindet sich heute der Stadtpark Nürnberg.

Vierhundert Jahre lang wird das Gelände auch als Bauern- und Bauhof genutzt. An den Deumentenhof erinnert im Stadtpark noch ein Stein mit einer Plakette. 

Vom Begriff Judenbühl findet man nichts mehr: Die unrühmliche Vergangenheit des Orts hat man längst verdrängt oder ins Reich der Legenden verbracht. 

Waldamtmann Johann Burkhard Volkamer ließ hier wohl schon ab 1747 und nochmals um 1758/59 Linden und Kastanien pflanzen. 

Ab 1770 wurde die Grünanlage von den Nürnbergern als ‚Spazier-Platz‘ genutzt. Auf einem Stahlstich von 1780 erkennt man regelmäßig angelegte Baumreihen. 

1787 stieg vor etwa 50.000 bis 60.000 Zuschauern ein Gasballon (gefüllt mit Wasserstoff !) vom Judenbühl auf. (Wahrscheinlich wurde das Gas auf chemischem Weg erzeugt ..)

Am 12. November 1787 ist die ganze Stadt Nürnberg in heller Aufregung. Tausende Menschen aus der Stadt und aus dem Umland strömen zum Stadtpark von Nürnberg. Es steht ein hier nie dagewesenes Ereignis bevor, das alle Schichten und Stände in ihren Bann zieht. Der Rat der Stadt Nürnberg hat einem französischen Mechaniker und Erfinder (Jean-Pierre (auch Nicolas François) Blanchard) die Erlaubnis gegeben mit seinem neuen Gefährt etwas Einmaliges vorzuführen: Und zwar zu fliegen.

Schon beim Befüllen des Ballons mit Wasserstoff waren alle Plätze ausverkauft. Nach Augenzeugenberichten sollen etwa 50.000 bis 60.000 Besucher vor Ort gewesen sein, weitere Zuschauer hatten sich auf den Türmen und Basteien der Stadtmauer versammelt. Nürnberg hatte damals ca.30000 Einwohner !


Gegen 11:30 Uhr stieg Blanchard zusammen mit  seinem Hund in den  Korb (in Form eines Schiffs - Luftschiffer !) unterhalb des Ballons.

Der Aufstieg gelang ohne Probleme. Der Wind trieb den Ballon zuerst Richtung Nürnberger Innenstadt und drehte dann nach Norden, was den Ballon weiter Richtung Thon führte. In einer Höhe von etwa 1.100 - 1.300 m über dem Boden – so schrieb die Nürnberger Postzeitung – warf Blanchard seinen Hund aus dem Korb. Ein selbst erfundener Fallschirm öffnete sich und der Hund landete nach 5 Minuten unverletzt auf einem Feld in der Nähe der Erlanger Straße in Thon. Der Ballon trieb weiter in nördliche Richtung und setzte schließlich nach 8 km um 12:15 Uhr in der Nähe von Boxdorf auf.

Als das Luftgefährt auf seiner Reise aus dem Sichtfeld der Zuschauer im Stadtpark verschwand, begannen sie in Massen hinterher zu rennen. Querfeldein über Hecken und Gemüsefelder rannten tausende Schaulustige bis nach Thon und schließlich bis Boxdorf.

Dort empfingen sie Blanchard wie einen Helden und begleiteten ihn zurück nach Nürnberg. Zu seinen Ehren wurden im Opernhaus zwei Lustspiele und ein Ballett aufgeführt. In seinem Hotel fand ein Maskenball statt, der erst am Morgen des 13. November endete. 

Blanchard war ein genialer Erfinder, Abenteurer und Geschäftsmann: Er experimentierte zunächst erfolglos mit eigenen Flugapparaten, die auf der Grundlage von Schlagflügeln beruhten. Nach der Entwicklung des Heißluftballons durch die Brüder Montgolfier und des Gasballons durch Jacques Alexandre César Charles im Jahre 1783 wandte er sich der Ballonfahrt zu; am 2. März 1784 startete er vom Marsfeld in Paris zu seiner ersten Ballonfahrt mit einem mit Wasserstoff gefüllten Ballon. Er fuhr über die Seine und wieder zurück. Am 18. Juli 1784 befanden sich Blanchard und sein Begleiter nach einer erfolgreichen Ballonfahrt in der Normandie im Landeanflug.

Am 7. Januar 1785 überquerte er als Erster zusammen mit dem Arzt John Jeffries den Ärmelkanal von Dover nach Calais in zwei Stunden und 25 Minuten in einer abenteuerlichen Fahrt mit einem Gasballon. Die Ballonfahrer mussten schließlich allen Ballast (bis auf ihre Unterhosen) abwerfen und von der Gondel in die Halteseile klettern, um nicht abzustürzen. In Calais erwartete sie ein begeisterter Empfang. Blanchard wurde zum Ehrenbürger von Calais ernannt und erhielt vom französischen König eine lebenslange Zahlung in Höhe von 1200 Livres jährlich.



Danach trat er öffentlich als Ballonschausteller in verschiedenen Städten auf. Nürnberg war die 28.Ettappe seiner Tour !

In Leipzig wo Blanchard vorher gastierte, boten ihm Nürnberger Bürger an eine Reise in die Noris zu finanzieren, um dort sein Luftfahrtexperiment vorzuführen. Wilhelm Roth, der damalige Wirt vom "Roten Roß" am Weinmarkt, traf die geschäftlichen Vorbereitungen und stellte dem Ballonfahrer Kost und Logis.

Am 15. Oktober 1787 traf Blanchard mit seinen Gerätschaften in Nürnberg ein. Auf dem Neuen Bau, dem heutigen Maxplatz, stellte der Luftfahrer sein Fluggerät drei Wochen lang zur Schau. Jedermann konnte es dort besichtigen – gegen Eintrittsgeld versteht sich. Für den großen Ballonstart wurden unterschiedliche Zuschauerplätze zu vier, zwei oder weniger Talern verkauft.

Anmerkung: Auch die Frau von Blanchard war Ballonfahrerin und kam tragisch um ....

Der Judenbühl entwickelte sich langsam zu einem Veranstaltungsort. : Nachdem König Maximilian II. 1855 dem Nürnberger Volksfest dort einen Besuch abgestattet hat, bittet ihn die Stadt um seine Erlaubnis, das Gelände nach ihm benennen zu dürfen. Der König ist geschmeichelt, dasMaxfeld war geboren. 




04.08.24

Bruno Bradt

 Vor Jahren habe ich im Rahmen der Fürther Ateliertage in der Südstadt ein faszinierendes Bild gesehen:

Es war der weltberühmte Clown Oleg Popow. Gezeichnet mit Blei und teilweise koloriert mit Pastellkreide war er von Bruno Bradt. Und die beiden trafen sich auch persönlich und hatten eine freundschaftliche Beziehung. Oleg Popow hatte nach dem Tod seiner Frau und dem Umbruch in der UDSSR Russland verlassen und zog nach Deutschland. Er lernte 1991 die 32 Jahre jüngere Deutsche Gabriela Lehmann kennen und heiratete diese am 1. September in den Niederlanden. Beide zogen auf einen Bauernhof nach Egloffstein (Franken). Er trat weiter als Clown auf. 21 Jahre besuchte er Russland nicht. Ab 2012 reiste er zu Gastauftritten nach Russland. Er starb während einer Tournee 2016 im Zirkuswohnheim von Rostow

Hier in Franken hat der Bruno Bradt also den Clown getroffen und ihn gezeichnet - auch ungeschminkt:



Ich traf dann Bruno Bradt 2018 im Atelier von David Krugmann .


Auch hier lag eine freundschaftliche Beziehung vor und Bradt zeichnete seinen Freund auf seine Art.


Bruno Bradt hat mir einiges über seine Arbeitsweise erzählt. Da er beruflich Grafiker ist, komponiert er ein Bild erst am Computer, macht einen Ausdruck und fertigt dann erst ziemlich detailliert per Hand die Zeichnung in Blei und Farbe auf Buchdruckerkarton. 

Bei trifolia kann man einen ganz aktuellen Besuch bei Bradt und ein Interview nachlesen. Und in einem Video auf you tube von 2018 wird die Arbeitsweise, das Engagement und die menschliche Einstellung von Bradt sehr gut dargestellt:


Damals hat er für ein Projekt in der Egidienkirche 12 Personen aus prekären Verhältnissen abgebildet als Apostel mit Heiligenschein.





Auf einer Webgalerie von Bruno Bradt kann man sich ausführlich mit seinen Werken beschäftigen. Gut gemacht und vielfältig.
In den letzten Jahren hab ich immer wieder mal etwas von ihm gesehen. Besonders gefallen haben mir seine Familienbilder:


In einem Buch sind hier die wesentlichen Werke als Reise ins Banat zusammengefasst. Auch gut gemacht - man merkt halt den beruflichen Hintergrund. 

Nachdem er 2021 schon größer bei der Biennale der Zeichnung in Erlangen ausgestellt hatte, hat er nun beim Kunstpreis der NN 2024 den großen Erfolg. Verdient.


1.Preis

Werk zusammengefügt aus 3 Bildern seiner Serie "Halt mich":



Hier noch andere Bilder aus der Serie: