15.09.24

Skulpturen in Ansbach 3

 Es gibt auf dem Weg noch einige ältere Monumente mit historischem Bezug.

Die unbekannte Schöne im Barockgärtchen beim Flötenspieler - wahrscheinlich auch Barock

Im Hofgarten das Utz-Denkmal

Büste des Ansbacher Dichters und Anakreontikers Johann Peter Uz in sehr zeitgebundener Darstellung von Karl Alexander Heideloff. Unter der Büste finden sich ein Lorbeerrelief, ein fünfzackiger Stern über einer Lyra und der Name Uz. Der Text lautet: „Dem Weisen, dem Dichter, dem Menschenfreunde, Seine Verehrer, MDCCCXXV (1825)“.
Errichtet wurde das Denkmal von der „Gesellschaft für vaterländische Kunst und Gewerbfleiß“. In unmittelbarer Nähe erhebt sich der Kaspar-Hauser-Gedenkstein nahe der Stelle, an der 1833 der tödliche Anschlag auf das geheimnisvolle Findelkind verübt wurde.

Der Carl-Wilhelm-Friedrich-Brunnen

An der Flanke der Schwanenritterkapelle steht seit 1746 der Markgraf-Karl-Brunnen, wie ihn die Historiker bezeichnen. Der Namensgeber ist gleichzeitig der Stifter, der auch mit diesem Brunnen seine Macht glorifizierte. Die vergoldete Büste ist die Replik einer Marmorbüste im Schloss. 

Der Text auf dem Brunnenbecken lautet:
Seine Durchlaucht, Carl Wilhelm Friedrich,
Markgraf zu Brandenburg, Herzog in Preußen
und Schlesien, Vater des Vaterlands, der
die Stadt (schon) mit vielen neuen Bauten
schmückte, ließ auch diesen Brunnen anlegen
zu ständigem Nutzen der Einwohner und
zu freundlicher Betrachtung 1746.

Der Markgraf-Georg-Brunnen

Um diesen Brunnen mit seiner Skulptur ranken sich einige Irrtümer. Ursprünglich vom Markgräflichen Rat Dr. Pfotel durch eine Schenkung an Markgraf Kasimir (1515) realisiert, wurde er durch falsche Überlieferung dem Markgraf Georg (Reg. 1528 – 1543) gewidmet. 1780 und im 19. Jahrhundert wurde er erneuert. Und auch die Figur, die den Markgrafen Georg darstellen soll, ist in Wirklichkeit die Darstellung eines Ritters in Feldrüstung aus der Zeit um 1500.

Das Güll Brünnlein

An die südliche Außenwand der Johannis-Kirche schmiegt sich das „Güllbrünnlein“. Es erinnert an den Kinderliederdichter Friedrich Wilhelm Güll, der 1812 im Haus gegenüber geboren wurde. Mit Gedichten wie dem „Büblein auf dem Eis“ ist er noch heute in vielen Grundschul-Lesebüchern präsent. Der Brunnen illustriert Gülls Gedicht „Pflaumenregen“. Der Text ist auf einer Tafel zu lesen.

Auf der Fassade des Geburtshauses sind Bilder einiger seiner Gedichte verewigt.


z.B. 


Erwähnen möchte ich noch den Ernst von Bandel

Hinter dem Museum direkt an der ehemaligen Stadtmauer findet sich eine Skulptur von Ernst von Bandel. Der Sohn der Stadt Ansbach hat die Kolossalstatue des Hermannsdenkmals entworfen. Aus Anlass des 40-jährigen Jubiläums des Lions-Club Ansbach, der die Skulptur gestiftet hat, wurde das Denkmal am 24. September 2011 eingeweiht. Das Bandel-Denkmal ist in Kupfer gegossen. Es zeigt Bandel gleichsam „durch den Schleier der Geschichte“, der in der geriffelten Oberfläche der Figur zum Ausdruck kommt. Der Künstler sieht Bandel als einen Mann des 19. Jahrhunderts und demonstriert diese zeitliche Distanz zum Heute in der Plastik. In ihrer Abstraktion der körperlichen Form zeigt die Figur den Bildhauer als wuchtige, zugleich reduzierte Gestalt, die das Denkmal als einziges Zeugnis ihrer Arbeit hält; die Werkzeuge Bandels: Architektenzirkel, Schmiedehammer, Zimmermannsfeile, liegen zu seinen Füßen.




Das Hermanns Denkmal schien dem Lions Club als Symbol der "Deutschen Einheit" sehr wichtig gewesen zu sein .... 

14.09.24

Skulpturen in Ansbach 2

 Ein Künstler der beim Skulpturenpfad öfter auftaucht ist schon länger verstorben und hat noch mit 65 begonnen das Schloss Spielberg zu renovieren und mit seiner Kunst zu beleben: Ernst Steinacker.

In Ansbach findet man seit 2009 am Theatervorplatz :

Die Köpfe der Musen

Melpomene ist in der griechischen Mythologie eine der neun Musen, die der tragischen Dichtung und des Trauergesangs, während Thalia die Muse der komischen Dichtung und der Unterhaltung ist. Die Muse Melpomene konzentriert sich auf den Blick nach innen. Die Farbigkeit Thalias deutet auf ihr eher extrovertiertes Wesen hin. Lorbeerzweige ranken sich um die Häupter der beiden Musenköpfe.

Die zwei Engel 


Der Standort dieser beiden anmutigen Engel im Schatten der Gumbertuskirche könnte idealer nicht sein. Ernst Steinacker begann Anfang der 1990er Jahre mit der Gestaltung großer Engelsskulpturen und Engelbilder. Auch in diesem Skulpturenpaar ist eine sinnliche, naturhafte Präsenz der Formenwelt des Künstlers gegenwärtig, die Sprache seines spirituellen Vorstellungsvermögens ist auf Essenzielles vereinfacht und in hoch aufragende, still erblühende Engelformen komponiert.



Im Barockgärtchen hinter dem Gasthaus ‚Zum Mohren‘ spielt seit einigen Jahren ganz vergnügt der Flötenspieler auf. Seit Beginn seines künstlerischen Schaffens ist der Flötenspieler ein stetig wiederkehrendes Motiv von Ernst Steinacker. Der Ansbacher Flötenspieler sitzt mit übereinander geschlagenen Beinen, über denen sich schwungvoll die Arme erheben und im Spiel der Finger die Flöte erklingen lassen. Körper, Klang und Seele vereinen sich zu einer modellierten Einheit. Und manchmal im Sommer hat der Flötenspieler sich ein Blümchen gepflückt, das er zwischen den Fingern hält. Gestiftet wurde die Figur vom ehemaligen Oberbürgermeister der Stadt Ansbach, Dr. Ernst-Günther Zumach.

Es muss am Sparkassenplatz noch ein Flötenspieler-Paar geben. Bin ich nicht vorbei gekommen.

In Ansbach trifft man  nicht nur im Museum  oder im Hofgarten  auf  die Geschichte von Kaspar Hauser




Friedrich Schelle griff eine Idee des Ansbacher Bildhauers Waldemar Fritsch auf und gestaltete die Bronze-Figuren. Dargestellt ist Kaspar Hauser zweimal: die gebeugte Gestalt zeigt ihn, wie er am 26. Mai 1828 in Nürnberg aufgetaucht sein könnte, der gut gekleidete, aufrechte Mann vermittelt ein Bild davon, wie er am 14. Dezember 1833 von seinem Mörder in den Hofgarten gerufen wurde. Zwischen den Figuren liegt eine Bronzeplatte, geformt wie ein Blatt Papier. 

Auf ihr steht ein Text von Friedrich Schiller:
SIE HABEN UMSONST
DEN HARTEN KAMPF
MIT DER NATUR GERUNGEN,
UMSONST EIN GROSSES KÖNIGLICHES LEBEN
ZERSTÖRENDEN ENTWÜRFEN HINGEOPFERT.
DER MENSCH IST MEHR
ALS SIE VON IHM GEHALTEN,
DES LANGEN SCHLUMMERS BANDE
WIRD ER BRECHEN UND WIEDER FORDERN
SEIN GEHEILIGT RECHT 

Und Kaspars Baum



(leider bei meinem Besuch mit grüner Farbe verunstaltet)

Die einen Baum umschlingende Figur wurde im Mai 2007 aufgestellt. Ihr Platz wurde mit Bedacht gewählt: zwischen dem ehemaligen Wohnhaus des Findlings Kaspar Hauser und dem ehemaligen Appellationsgericht, wo dieser als Schreiber tätig war. Die Plastik von Jaume Plensa wurde anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums des Erzbistums Bamberg gestiftet. Die sitzende Kaspar-Hauser-Figur ist mit Worten überzogen, die einen Bezug zum menschlichen Körper haben. Wunsch des Künstlers war es, im Gedenken an Kaspar Hauser eine Skulptur zu schaffen, die ihren Platz in direkter Nähe des Wohn- und Sterbehauses findet. Der Mensch umfasst einen Baum, dessen Wandlungen symbolhaft für die stete Veränderung stehen.

Gefallen hat mir bei meinem Rundgang auch der Lausbubenbrunnen (war nicht in Betrieb)


Neben dem Gymnasium Carolinum befindet sich der Lausbubenbrunnen. Der Brunnen zeigt eine Taube auf einer abgebrochenen, steinernen Säule. Aus zwei mit Pferdeköpfen versehenen Röhren fließt Wasser, auf einer Seite in das Becken, auf der anderen Seite hält ein lebensgroß modellierter Lausbub, mit dem Finger den Wasseraustritt zu, so dass das Wasser versprüht wird. Gestiftet wurde der Brunnen von Gertrud Elise Uhle aus Breslau, 1982, zum Gedenken an die alte Heimat.

12.09.24

Skulpturen in Ansbach 1

 In Ansbach gibt es einen Skulpturenpfad. ich hab mir einiges angesehen. Beeindruckt haben mich z.B. Werke von Jürgen Goertz.

1991 wurden aufgestellt: Lech und Malsche 

Hier finden sich zwei große Köpfe mit Durchblick des Künstlers Jürgen Goertz, die sich aus der Ferne anhimmeln. Für „Lech“ stand der Fluss Lech Pate. Schädeldecke und Stirn sind wellenartig ausgeformt, Treibgut wird zum Haar, der Hinterkopf mutiert zur Welle. Die Augen schimmern tränenverhangen, die durchbrochene Nase endet in einer Muschelspitze und taucht in die weiche Oberlippenwelle. Der Mund schlürft Flüssiges, ein Ohr hört das Geräusch des fließenden Wassers, der Sockel ist gekerbt, bildet das Flussbett für den Wasserkopf und die Gießkannenbrause besiegelt die geschlechtliche Seite des Wassermannes. 

Bei „Malsche“ strafen Proportionsverzerrungen gängige Schönheitserwartungen: wulstige Aufwerfungen und tiefe Schluchtungen stören die vertraute Massenordnung, Ohren sind nach unten verrutscht, Nasen wurden zu offenen Brücken zwischen Stirn und Lippen, Augen sind aus der Symmetrie geraten. En face fast modisch schön – im Profil desillusionierend naturfern. 

Zwischen den beiden Skulpturen unter schattigem Blätterdach ein Spielbrunnen – im Sommer bei Kindern hoch im Kurs.


1993 kam auf dem Schlossplatz hinzu: ANScavallo 

An der Plastik des 1993 aufgestellten Bronze-Pferdes von Jürgen Goertz schieden sich die Geister in der Ansbacher Bevölkerung. Es polarisierte und vermutlich dürfte das Hassen am Anfang größer gewesen sein als das Lieben, was auch viele empörte Leserbriefe in der lokalen Zeitung belegen. Inzwischen gehört “der Anscavallo” unbedingt zum Stadtbild und ist am Schlossplatz gar nicht mehr wegzudenken. 

Die lustvolle Großplastik steckt voller Anspielungen auf gesellschaftliche und künstlerische Freiheiten. Sie ist das Synonym für disziplinierte Selbstverwaltung, kritisches Selbstbewusstsein, für statische Besonnenheit und dynamischen Vorwärtsdrang. Es erlaubt sich die Extravaganz eines einzigen gedrechselten Vorderfußes, einer stolz geschwellten Brust, eines dreiäugigen Pferdekopfes und zahnradgespickter Pferdemähne. Das Hinterteil bedient sich eines barockprofilierten Doppelstandbeins, eines drallen Pferdehinterns, dem wilden und zerzausten Pferdeschwanzes aus gegossenen Rebholzhaaren und dem ungeniert organisch konstruierten Ausgangs für die Pferdeapfelproduktion. 

Zusammen mit dem Brunnen der “Ansbacchantin”, der Amazone, die beim Wein die schönen Momente des Lebens genießt und den Radelementen, die den pulsierenden Verkehr symbolisieren sowie den beiden mit Vogelskulpturen gekrönten Buswartehäuschen bildet das Ensemble einen reizvollen Kontrast zur historischen Fassade der Markgräflichen Residenz. 

2003 schließlich kam als Auftragsarbeit in anderem Stil in der Stadt hinzu: AnsBach-Säule

Seit 1947 lädt Ansbach zur Bachwoche, einem Musikfestival, bei dem Künstler von Weltrang in stimmungsvollen Sälen und großen Kirchen konzertieren. Obwohl Bach nie in Ansbach weilte, sind der große Komponist und sein Werk nicht aus der Stadt wegzudenken. 2003 wurde zu seinen Ehren ein Denkmal eingeweiht. Der Künstler Jürgen Goertz hatte die Idee des Bachmonumentes, eine Verschmelzung aus Elementen einer klassischen Kapitellsäule und eines Messkelches. Die vier Seiten des Kelches sind klar gegliedert: unverzichtbar ist ein Konterfei Bachs, umrahmt von gerundeten Notenlinien und einer Signatur. Gegenüber umrahmt ein in vier Teile zerlegtes Bildnis Bachs das B–A–C–H-Thema. Die dritte Seite zeigt eine Interpretation des „Musikalischen Opfers“ mit einem gedrehten Violinschlüssel auf einer vergoldeten Einbuchtung. Notenlinien zur Endlos-Schleife gelegt und eine Signatur Bachs vervollständigen diese Ansicht. Die vierte Seite schließlich widmet sich der Beziehung Bach und Friedrich der Große: vergrößerte Noten und ein Violinschlüssel für den Komponisten, eine spiegelnde Kugel und kleine Kugeln für den König und Kriegsherrn.


Die Fortuna von ihm (an der Promenade) habe ich nicht gesehen ...

Über das vielfältige Werk von Jürgen Goertz gibt  diese interessante Website Auskunft.
Man kann da auch über die Lebenseinstellung des Künstlers einiges erfahren ...

Die Produktionsweise sieht folgendermaßen aus: Skizze // kleines Modell // Produktion im Team




Zitat:

„Mit meiner Kunst fordere ich eine pluralistische Gesellschaft zum gedanklichen Widerspruch heraus und erwarte von ihr besonnene Toleranz und den entsprechenden Respekt vor der Leistung eines Anderen …“

Übrigens: Der Hase auf dem Tiergärtnertor Platz in Nürnberg stammt auch von ihm !


Zuerst wirkt der Hase wie der typische Feldhase, doch wer einen zweiten Blick auf die Skulptur wirft dem fällt auf, er ist um einiges makabrer als ein knuffiger Feldhase. Die Darstellung lässt den Hasen mit samt der Jungen aus einer Kiste herausbrechen, während unter der vorderen Pfote eindeutig ein menschlicher Fuß hervorragt. Wer genauer hinsieht erkennt, dass vor der dem Maul des Tieres Nägel liegen, die er sozusagen frisst. Mit der speziellen Darstellung des Hasen wollte er wohl ausdrücken, das kaum noch Leute wissen, was Dürer ursprünglich mit seiner Kunst ausdrücken wollte. Goertz kritisierte, dass der wohl berühmteste Künstler Nürnbergs verkommerzialisiert wurde. Was genau der Erschaffer der Hasenskulptur jedoch damit ausdrücken wollte hat er nie konkret beschrieben. Daher gibt es nur viele Deutungen. In der Stadt war es damals jedenfalls ein Aufschrei als der Hase 1984 aufgestellt wurde, weil es keinem gefallen hat.

Übersehen habe ich bei meinem Rundgang leider diese Stele (nicht von ihm, aber auch wichtig) :

Der schmale Grad


Die senkrechte, schlanke Stahlsäule wurde am 23. Mai 2017 enthüllt. Sie erinnert an die Menschen, die sich zur Zeit des Nationalsozialismus mit viel Mut gegen das Unrechtsregime gestemmt haben. Der tiefe Einschnitt in die Skulptur verlieh ihr ihren Namen. Er steht symbolisch für Einschnitte im Leben und für schwere Entscheidungen. Realisiert wurde die Stele durch das unermüdliche Engagement der „Bürgerbewegung für die Menschenwürde“. Sie erinnert auch an den Ansbacher Schüler Robert Limpert, der am 18. April 1945 am Rathaus erhängt wurde. Er hatte kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner Stromleitungen zerschnitten und musste, unmittelbar vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges, mit seinem Leben dafür bezahlen.

Die Inschrift lautet:
Wider das Vergessen! All jenen Frauen
und Männern gewidmet, die sich zwischen
1933 und 1945 in dieser Stadt mutig dem
verbrecherischen Regime des
Nationalsozialismus widersetzten.


29.08.24

Stadtpark Nürnberg

 Der Stadtpark in Nürnberg ist eine etwa 19 Hektar große Grünanlage. Nach 1855 bis etwa 1882 trug sie den Namen Maxfeld. ( Als 1855 König Maximilian II. Nürnberg besuchte, fand das Volksfest erstmals auf dem Gelände des heutigen Stadtparks statt, welches aus diesem Anlass von Judenbühl in Maxfeld umbenannt wurde.)  Davor war das Areal seit 1349 als Judenbühl bekannt.

1856 wurde das Maxfeld durch Georg Zacharias Platner (dem Mitinitiator der ersten deutschen Eisenbahnstrecke zwischen Nbg und Fü) in einen Landschaftspark umgestaltet. Einige der mächtigen alten Bäume stammen vielleicht noch von den damaligen Anpflanzungen.

1861 trug man hier das erste Deutsche Sängerfest aus, eine Großveranstaltung mit 5.600 Sängern und rund 15.000 Zuschauern. 

Ab 1876 wurde das Areal für die Bayerische Landes-Gewerbe-Industrie- und Kunstausstellung im Jahr 1882 vorbereitet. Das Gelände wurde weiter begrünt, bepflanzt und mit den Ausstellungshallen bebaut, die nach Ende der Veranstaltung wieder abgerissen wurden.

Zwei Marmorvasen mit reichem bildhauerischen Schmuck markierten die Querachse der Anlage. Beide Vasen stehen noch am gleichen Ort, der heute allerdings eine ausgedehnte Wiesenfläche ist. Sie erinnern an das Sängerfest 1861 und an die Landesausstellung 1882. 


Ein Herzstück des Stadtparks war ab 1885 die "Stadtparkrestauration" als beliebter Treffpunkt der bürgerlichen Gesellschaft.  

Ab dieser Zeit wurde die Anlage offiziell als Stadtpark ausgewiesen. Dies blieb auch so, nachdem auf dem Gelände 1896 die zweite Landesausstellung abgehalten wurde.



Bis und nach 1900 wurde der Park mehrfach nach Norden hin erweitert u.a. durch den Abriss des Deumentenhofs. Brücken und Kleinarchitekturen, der Rosengarten, Teppichbeete und mehrere Denkmäler gehörten (und gehören teilweise noch) zur Ausstattung des Stadtparks. 



Am 02. Januar 1945 wurde das Stadtparkrestaurant wie auch 95 Prozent der Nürnberger Altstadt durch das Bombardement der der Alliierten völlig zerstört. Die Ruine des Gebäudes wurde nach Ende des zweiten Weltkriegs abgerissen.

1952 bis 1954 wurde der Stadtpark nach den Zerstörungen durch den Zweiten Weltkrieg neu hergestellt. Aus dieser Zeit stammen zum Beispiel der Rosenhügel, der Wassergarten oder die Gartenhöfe, die allesamt noch heute vorhanden sind.

Das neue Stadtparkrestaurant wurde 1957 nach Plänen des Architekten Friedrich Seegy * 02.04.1909 † 25.02.1990 im Stil der Wirtschaftswunderzeit erbaut. 



In den Jahren 1968/1969 wurde dieser Bau vom Industrie- und Kulturverein Nürnberg mit dem Ziel umgestaltet, einen neuen gesellschaftlichen Mittelpunkt mit gastronomischem Angebot im Stadtpark Nürnberg zu schaffen. Es fand dann 1970 ein Umbau statt. Einige Gebäude und Backsteinbauten wie der alte Saal wurden abgerissen, neue entstanden in großzügiger und vornehmer Form- darunter der doppelt so große Saal mit Foyer, das Restaurant mit Glasfront zur Terrasse, Konferenzräume, die Kegelbahn, die Bierstube und die neue Vorhalle mit Haupteingang. 2013 erfolgte nach den Plänen des Architekten Rolf Bickel eine Neugestaltung des »Parkcafés«. Der längst veraltete Style der 60er und 70er Jahre wurde durch eine moderne Umgestaltungen des Innen- und Außenbereichs, durch frische Farben und durch viel mehr Licht ersetzt. Die erforderliche Modernisierung der technischen Anlagen wurde ebenfalls umgesetzt - es entstand Nürnbergs neue Eventlocation - das »PARKS«.


Eine Sache fällt im Park besonders auf: Der Neptunbrunnen


1962 kam der Neptunbrunnen an seinen heutigen Standort. Der Platz erhielt damals die noch heute vorhandenen Waschbetonplatten. Zuvor stand an dieser Stelle ein Fontänenbecken ohne Skulptur, der Brunnen selbst hatte auch eine im wahrsten Sinne des Wortes bewegte Geschichte hinter sich. 

Da stolziert er auf seinem bronzenen Brunnensockel, den Dreizack in der Hand, zu seinen Füßen Nymphen und Nereiden: Neptun, der Gott des Meeres. Sein Blick ist ein wenig nach unten gewandt, den freien Arm hat er über dem wallenden Lendenschurz unschlüssig in die Hüften gestützt, fast so, als würde er sich gerade fragen: Ja Himmel, wo bin ich denn hier wieder gelandet?

Sie haben aber auch eine weite Reise hinter sich, dieser Neptun und sein Brunnen. Entworfen im 17. Jahrhundert von Georg Schweigger und Christoph Ritter, sollten sie eigentlich auf dem Nürnberger Hauptmarkt den Schönen Brunnen ersetzen. Technische Probleme verhinderten das Vorhaben, und man lagerte das ganze Figurenensemble für die nächsten hundert Jahre kurzerhand im Bauhof ein.

Kupferstich 1770

1797 schließlich erwarb Zar Paul I. den „Neptunbrunnen“ und verschiffte ihn nach St. Petersburg. Ein paar Generationen später bereuten die Nürnberger den Verlust bitterlich und bemühten sich vergeblich um einen Rückkauf. Aber immerhin: Auf Betreiben des Kunsthistorikers Friedrich Wanderer konnten 1896 in Russland Gipsabdrücke genommen und ein Zweitguss angefertigt werden – der dann, wie ursprünglich angedacht, am Hauptmarkt vis-à-vis des Schönen Brunnens aufgestellt wurde.


Zumindest für ein paar Jahre. Im Dritten Reich befanden Julius Streicher und Adolf Hitler, dass die ausladende Installation bei den Reichsparteitagen der NSDAP nur stören würde – nicht zuletzt auch deshalb, weil Brunnen-Stifter Ludwig von Gerngros, ein Hopfenhändler und engagierter Mäzen, jüdischer Herkunft war. Nach einem kurzen Intermezzo auf dem späteren Willy-Brandt-Platz (diesmal war der Brunnen der Straßenplanung im Weg) steht er seit 1962  im Stadtpark.

 Und schon hat jemand wieder eine neue Idee …...





Der Judenbühl

1349 kommt es in Nürnberg zu einem blutigen Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung. Das Judenviertel am heutigen Hauptmarkt wird zerstört, 562 Juden werden ermordet, ihre Überreste vor den Stadttoren verbrannt und mit dem Schutt ihrer Häuser zugeschüttet. Der Ort erhält den Namen „Judenbühl“. An diesem Ort befindet sich heute der Stadtpark Nürnberg.

Vierhundert Jahre lang wird das Gelände auch als Bauern- und Bauhof genutzt. An den Deumentenhof erinnert im Stadtpark noch ein Stein mit einer Plakette. 

Vom Begriff Judenbühl findet man nichts mehr: Die unrühmliche Vergangenheit des Orts hat man längst verdrängt oder ins Reich der Legenden verbracht. 

Waldamtmann Johann Burkhard Volkamer ließ hier wohl schon ab 1747 und nochmals um 1758/59 Linden und Kastanien pflanzen. 

Ab 1770 wurde die Grünanlage von den Nürnbergern als ‚Spazier-Platz‘ genutzt. Auf einem Stahlstich von 1780 erkennt man regelmäßig angelegte Baumreihen. 

1787 stieg vor etwa 50.000 bis 60.000 Zuschauern ein Gasballon (gefüllt mit Wasserstoff !) vom Judenbühl auf. (Wahrscheinlich wurde das Gas auf chemischem Weg erzeugt ..)

Am 12. November 1787 ist die ganze Stadt Nürnberg in heller Aufregung. Tausende Menschen aus der Stadt und aus dem Umland strömen zum Stadtpark von Nürnberg. Es steht ein hier nie dagewesenes Ereignis bevor, das alle Schichten und Stände in ihren Bann zieht. Der Rat der Stadt Nürnberg hat einem französischen Mechaniker und Erfinder (Jean-Pierre (auch Nicolas François) Blanchard) die Erlaubnis gegeben mit seinem neuen Gefährt etwas Einmaliges vorzuführen: Und zwar zu fliegen.

Schon beim Befüllen des Ballons mit Wasserstoff waren alle Plätze ausverkauft. Nach Augenzeugenberichten sollen etwa 50.000 bis 60.000 Besucher vor Ort gewesen sein, weitere Zuschauer hatten sich auf den Türmen und Basteien der Stadtmauer versammelt. Nürnberg hatte damals ca.30000 Einwohner !


Gegen 11:30 Uhr stieg Blanchard zusammen mit  seinem Hund in den  Korb (in Form eines Schiffs - Luftschiffer !) unterhalb des Ballons.

Der Aufstieg gelang ohne Probleme. Der Wind trieb den Ballon zuerst Richtung Nürnberger Innenstadt und drehte dann nach Norden, was den Ballon weiter Richtung Thon führte. In einer Höhe von etwa 1.100 - 1.300 m über dem Boden – so schrieb die Nürnberger Postzeitung – warf Blanchard seinen Hund aus dem Korb. Ein selbst erfundener Fallschirm öffnete sich und der Hund landete nach 5 Minuten unverletzt auf einem Feld in der Nähe der Erlanger Straße in Thon. Der Ballon trieb weiter in nördliche Richtung und setzte schließlich nach 8 km um 12:15 Uhr in der Nähe von Boxdorf auf.

Als das Luftgefährt auf seiner Reise aus dem Sichtfeld der Zuschauer im Stadtpark verschwand, begannen sie in Massen hinterher zu rennen. Querfeldein über Hecken und Gemüsefelder rannten tausende Schaulustige bis nach Thon und schließlich bis Boxdorf.

Dort empfingen sie Blanchard wie einen Helden und begleiteten ihn zurück nach Nürnberg. Zu seinen Ehren wurden im Opernhaus zwei Lustspiele und ein Ballett aufgeführt. In seinem Hotel fand ein Maskenball statt, der erst am Morgen des 13. November endete. 

Blanchard war ein genialer Erfinder, Abenteurer und Geschäftsmann: Er experimentierte zunächst erfolglos mit eigenen Flugapparaten, die auf der Grundlage von Schlagflügeln beruhten. Nach der Entwicklung des Heißluftballons durch die Brüder Montgolfier und des Gasballons durch Jacques Alexandre César Charles im Jahre 1783 wandte er sich der Ballonfahrt zu; am 2. März 1784 startete er vom Marsfeld in Paris zu seiner ersten Ballonfahrt mit einem mit Wasserstoff gefüllten Ballon. Er fuhr über die Seine und wieder zurück. Am 18. Juli 1784 befanden sich Blanchard und sein Begleiter nach einer erfolgreichen Ballonfahrt in der Normandie im Landeanflug.

Am 7. Januar 1785 überquerte er als Erster zusammen mit dem Arzt John Jeffries den Ärmelkanal von Dover nach Calais in zwei Stunden und 25 Minuten in einer abenteuerlichen Fahrt mit einem Gasballon. Die Ballonfahrer mussten schließlich allen Ballast (bis auf ihre Unterhosen) abwerfen und von der Gondel in die Halteseile klettern, um nicht abzustürzen. In Calais erwartete sie ein begeisterter Empfang. Blanchard wurde zum Ehrenbürger von Calais ernannt und erhielt vom französischen König eine lebenslange Zahlung in Höhe von 1200 Livres jährlich.



Danach trat er öffentlich als Ballonschausteller in verschiedenen Städten auf. Nürnberg war die 28.Ettappe seiner Tour !

In Leipzig wo Blanchard vorher gastierte, boten ihm Nürnberger Bürger an eine Reise in die Noris zu finanzieren, um dort sein Luftfahrtexperiment vorzuführen. Wilhelm Roth, der damalige Wirt vom "Roten Roß" am Weinmarkt, traf die geschäftlichen Vorbereitungen und stellte dem Ballonfahrer Kost und Logis.

Am 15. Oktober 1787 traf Blanchard mit seinen Gerätschaften in Nürnberg ein. Auf dem Neuen Bau, dem heutigen Maxplatz, stellte der Luftfahrer sein Fluggerät drei Wochen lang zur Schau. Jedermann konnte es dort besichtigen – gegen Eintrittsgeld versteht sich. Für den großen Ballonstart wurden unterschiedliche Zuschauerplätze zu vier, zwei oder weniger Talern verkauft.

Anmerkung: Auch die Frau von Blanchard war Ballonfahrerin und kam tragisch um ....

Der Judenbühl entwickelte sich langsam zu einem Veranstaltungsort. : Nachdem König Maximilian II. 1855 dem Nürnberger Volksfest dort einen Besuch abgestattet hat, bittet ihn die Stadt um seine Erlaubnis, das Gelände nach ihm benennen zu dürfen. Der König ist geschmeichelt, dasMaxfeld war geboren. 




04.08.24

Bruno Bradt

 Vor Jahren habe ich im Rahmen der Fürther Ateliertage in der Südstadt ein faszinierendes Bild gesehen:

Es war der weltberühmte Clown Oleg Popow. Gezeichnet mit Blei und teilweise koloriert mit Pastellkreide war er von Bruno Bradt. Und die beiden trafen sich auch persönlich und hatten eine freundschaftliche Beziehung. Oleg Popow hatte nach dem Tod seiner Frau und dem Umbruch in der UDSSR Russland verlassen und zog nach Deutschland. Er lernte 1991 die 32 Jahre jüngere Deutsche Gabriela Lehmann kennen und heiratete diese am 1. September in den Niederlanden. Beide zogen auf einen Bauernhof nach Egloffstein (Franken). Er trat weiter als Clown auf. 21 Jahre besuchte er Russland nicht. Ab 2012 reiste er zu Gastauftritten nach Russland. Er starb während einer Tournee 2016 im Zirkuswohnheim von Rostow

Hier in Franken hat der Bruno Bradt also den Clown getroffen und ihn gezeichnet - auch ungeschminkt:



Ich traf dann Bruno Bradt 2018 im Atelier von David Krugmann .


Auch hier lag eine freundschaftliche Beziehung vor und Bradt zeichnete seinen Freund auf seine Art.


Bruno Bradt hat mir einiges über seine Arbeitsweise erzählt. Da er beruflich Grafiker ist, komponiert er ein Bild erst am Computer, macht einen Ausdruck und fertigt dann erst ziemlich detailliert per Hand die Zeichnung in Blei und Farbe auf Buchdruckerkarton. 

Bei trifolia kann man einen ganz aktuellen Besuch bei Bradt und ein Interview nachlesen. Und in einem Video auf you tube von 2018 wird die Arbeitsweise, das Engagement und die menschliche Einstellung von Bradt sehr gut dargestellt:


Damals hat er für ein Projekt in der Egidienkirche 12 Personen aus prekären Verhältnissen abgebildet als Apostel mit Heiligenschein.





Auf einer Webgalerie von Bruno Bradt kann man sich ausführlich mit seinen Werken beschäftigen. Gut gemacht und vielfältig.
In den letzten Jahren hab ich immer wieder mal etwas von ihm gesehen. Besonders gefallen haben mir seine Familienbilder:


In einem Buch sind hier die wesentlichen Werke als Reise ins Banat zusammengefasst. Auch gut gemacht - man merkt halt den beruflichen Hintergrund. 

Nachdem er 2021 schon größer bei der Biennale der Zeichnung in Erlangen ausgestellt hatte, hat er nun beim Kunstpreis der NN 2024 den großen Erfolg. Verdient.


1.Preis

Werk zusammengefügt aus 3 Bildern seiner Serie "Halt mich":



Hier noch andere Bilder aus der Serie: