Der Nürnberger Stadtteil Buchenbühl
(eingemeindet 1922) ist eigentlich ein Idyll umgeben von Wald. Leider
ist diese Siedlung eingezwängt zwischen Autobahn A3 und dem
Flughafen.
Die Anfänge dieser Siedlung sind zur
Zeit der Münchner Räterepublik
nach dem 1.Weltkrieg zu finden. Mitten im Wald entstanden Buchenbühl
und beim Dorf Ziegelstein die Siedlung Loher Moos.
Massenarbeitslosigkeit, Wohnungsnot,
mangelnde Versorgung und unsichere Zukunft waren für einen Großteil
der Bevölkerung die Alltagsprobleme.
Schon um 1900 bekam die Forderung nach
menschenwürdigem, hygienischen und naturnahen Wohnen für alle
Auftrieb durch die Gartenstadt-Bewegung und die überall neu
gegründeten Wohnungsbaugenossenschaften.
1919 ergriff nahe Ziegelstein ein
Arbeiter- und Soldatenrat die Gelegenheit beim Schopf, eine neue
Siedlung aus dem Boden zu stampfen. Zuerst wurde im Wald eine große
Fläche gerodet. Der
Arbeiter-und Soldatenrat wollte damit die revolutionäre Stimmung
unter den zu tausenden entlassenen Rüstungsarbeitern und Soldaten in
sinnvolle Aufbauarbeit lenken.
Dass es dafür keine Genehmigung gab
und das Gelände eigentlich der Marktgemeinde Heroldsberg gehörte,
spielte in der Not keine Rolle. Die Obrigkeit legalisierte den Coup
im Nachhinein, gründete im Mai 1919 das Siedlungswerk Nürnberg als
Träger der Unternehmung und nutzte die Großbaustelle auch gleich
noch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Nach
zähem Ringen wurde als geeignete Rechtsform die „Körperschaft des
öffentlichen Rechts“ beschlossen, Anteilseigner waren der Staat
Bayern, der Bezirk Mittelfranken und die Stadt Nürnberg. Eine
privatwirtschaftliche Rechtsform, selbst die einer Genossenschaft,
war der Arbeiterschaft „zu kapitalistisch“.
Mit
sehr viel Bildmaterial ausgestattet kann man die Bauphase in dem Buch„100 Jahre Siedlungswerk“ verfolgen. Dokumentiert ist auch, dass
es in der Nähe ein Sägewerk errichtet wurde (heute Hahnenbalz) und
ein Steinbruch vorhanden war.
1922
kam das Gebiet dann offiziell zur Stadt Nürnberg. Es entstand in den
20er Jahren eine Gartenstadt, die der Architekt Jakob Schmeißner nach sozial orientierten Gesichtspunkten plante.
Gemeinschaftseinrichtungen(Schule, Gemeinschaftshaus,
Einkaufszentrum) und eine Vielzahl von Grünflächen nahmen dafür
einen wichtigen Platz ein.
Seit 1908 gab es die Gräfenbergbahn(Nürnberg Nord-Ostbahnhof – Gräfenberg ) Die Siedlung entstand
also östlich der Bahnlinie! Von 1926 bis 1983 gab es einen
offiziellen Haltepunkt Buchenbühl. Doch schon vorher war die Bahn
wichtig für den Bau, z.B. zum Transport der Arbeitskräfte.
Die Ein- und Mehrfamilienhäuser
hatten große Grundstücke, wo die Bewohner Obst und Gemüse für den
Eigenbedarf anbauen und Kleintiere halten konnten.
Der Ursprung (weiß markiert)
Deutlich ist das gerodete Areal zu
erkennen. Die von Jakob Schmeißner entworfenen Doppelhäuser liegen
entlang der „Kalchreuther Straße“ (rechts unten nach links oben)
sowie den Straßen „Zum Felsenkeller“ (links) und „Zum
Froschbrücklein“ (rechts). In der Mitte der zentrale Platz „Zum
Paulusstein“ und rechts noch einige Häuser am „Fuchsweg“.
Charakteristisch für Buchenbühl sind die an Doppelhäuser mit ihren mächtigen Giebeln. Die originelle Zusammenfassung zweier Häuser lässt die erdgeschossigen Gebäude größer wirken als sie sind. Die Anklänge an fränkische Bauernhäuser betonen den ländlichen Charakter der Siedlung.
Heute kann man in diesem Kernbereich
noch verschiedene Haustypen sehen, die straßenweise nebeneinander
gebaut wurden. Die Straßenführung, die Grünflächen zwischen den
Häusern und nicht zuletzt die malerische Architektur, die mit
verschiedenen Oberflächenformen und -farben spielte und typische
Elemente des ländlichen Bauens aufgriff, sorgten für Abwechslung
und dörfliches Flair.
Als erstes Gemeinschaftsgebäude
entstand im Scheitelpunkt der Siedlung die »Volkshauptschule«. Am
6. Juni 1921 wurde sie feierlich eingeweiht.
Buchenbühl und auch Loher Moos waren
damals von den Einwohnern her sozialdemokratisch und kommunistisch
geprägt. Die Bewohner stammten mehrheitlich aus dem Arbeitermillieu.