28.04.20

Buchenbühl - die Anfänge



Der Nürnberger Stadtteil Buchenbühl (eingemeindet 1922) ist eigentlich ein Idyll umgeben von Wald. Leider ist diese Siedlung eingezwängt zwischen Autobahn A3 und dem Flughafen.




Die Anfänge dieser Siedlung sind zur Zeit der Münchner Räterepublik nach dem 1.Weltkrieg zu finden. Mitten im Wald entstanden Buchenbühl und beim Dorf Ziegelstein die Siedlung Loher Moos.


Massenarbeitslosigkeit, Wohnungsnot, mangelnde Versorgung und unsichere Zukunft waren für einen Großteil der Bevölkerung die Alltagsprobleme.
Schon um 1900 bekam die Forderung nach menschenwürdigem, hygienischen und naturnahen Wohnen für alle Auftrieb durch die Gartenstadt-Bewegung und die überall neu gegründeten Wohnungsbaugenossenschaften.
1919 ergriff nahe Ziegelstein ein Arbeiter- und Soldatenrat die Gelegenheit beim Schopf, eine neue Siedlung aus dem Boden zu stampfen. Zuerst wurde im Wald eine große Fläche gerodet. Der Arbeiter-und Soldatenrat wollte damit die revolutionäre Stimmung unter den zu tausenden entlassenen Rüstungsarbeitern und Soldaten in sinnvolle Aufbauarbeit lenken.
Dass es dafür keine Genehmigung gab und das Gelände eigentlich der Marktgemeinde Heroldsberg gehörte, spielte in der Not keine Rolle. Die Obrigkeit legalisierte den Coup im Nachhinein, gründete im Mai 1919 das Siedlungswerk Nürnberg als Träger der Unternehmung und nutzte die Großbaustelle auch gleich noch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Nach zähem Ringen wurde als geeignete Rechtsform die „Körperschaft des öffentlichen Rechts“ beschlossen, Anteilseigner waren der Staat Bayern, der Bezirk Mittelfranken und die Stadt Nürnberg. Eine privatwirtschaftliche Rechtsform, selbst die einer Genossenschaft, war der Arbeiterschaft „zu kapitalistisch“.
Mit sehr viel Bildmaterial ausgestattet kann man die Bauphase in dem Buch„100 Jahre Siedlungswerk“ verfolgen. Dokumentiert ist auch, dass es in der Nähe ein Sägewerk errichtet wurde (heute Hahnenbalz) und ein Steinbruch vorhanden war.
1922 kam das Gebiet dann offiziell zur Stadt Nürnberg. Es entstand in den 20er Jahren eine Gartenstadt, die der Architekt Jakob Schmeißner nach sozial orientierten Gesichtspunkten plante. Gemeinschaftseinrichtungen(Schule, Gemeinschaftshaus, Einkaufszentrum) und eine Vielzahl von Grünflächen nahmen dafür einen wichtigen Platz ein.



Seit 1908 gab es die Gräfenbergbahn(Nürnberg Nord-Ostbahnhof – Gräfenberg ) Die Siedlung entstand also östlich der Bahnlinie! Von 1926 bis 1983 gab es einen offiziellen Haltepunkt Buchenbühl. Doch schon vorher war die Bahn wichtig für den Bau, z.B. zum Transport der Arbeitskräfte.

Die Ein- und Mehrfamilienhäuser hatten große Grundstücke, wo die Bewohner Obst und Gemüse für den Eigenbedarf anbauen und Kleintiere halten konnten.

Der Ursprung (weiß markiert)


Und hier ein Luftbild aus dem Jahr 1922


Deutlich ist das gerodete Areal zu erkennen. Die von Jakob Schmeißner entworfenen Doppelhäuser liegen entlang der „Kalchreuther Straße“ (rechts unten nach links oben) sowie den Straßen „Zum Felsenkeller“ (links) und „Zum Froschbrücklein“ (rechts). In der Mitte der zentrale Platz „Zum Paulusstein“ und rechts noch einige Häuser am „Fuchsweg“.

Charakteristisch für Buchenbühl sind die an Doppelhäuser mit ihren mächtigen Giebeln. Die originelle Zusammenfassung zweier Häuser lässt die erdgeschossigen Gebäude größer wirken als sie sind. Die Anklänge an fränkische Bauernhäuser betonen den ländlichen Charakter der Siedlung.





Heute kann man in diesem Kernbereich noch verschiedene Haustypen sehen, die straßenweise nebeneinander gebaut wurden. Die Straßenführung, die Grünflächen zwischen den Häusern und nicht zuletzt die malerische Architektur, die mit verschiedenen Oberflächenformen und -farben spielte und typische Elemente des ländlichen Bauens aufgriff, sorgten für Abwechslung und dörfliches Flair.
Als erstes Gemeinschaftsgebäude entstand im Scheitelpunkt der Siedlung die »Volkshauptschule«. Am 6. Juni 1921 wurde sie feierlich eingeweiht.
Buchenbühl und auch Loher Moos waren damals von den Einwohnern her sozialdemokratisch und kommunistisch geprägt. Die Bewohner stammten mehrheitlich aus dem Arbeitermillieu.