22.05.20

Valznerweiher


Den Valznerweiher kenne ich schon aus meiner Jugendzeit. Zabo und das alte Clubgelände an der Siedlerstr. waren oft besuchte Orte.

Der Zu- und Abfluss des Gewässers, also Fisch- und Goldbach, waren einst wichtige Lebensadern der Stadt Nürnberg. Ihr mitgeführtes Wasser trieb Mühlen und Hammerwerke an.

Der Weiher selbst und seine Zu- und Abläufe sind saniert worden.
Zulauf des Fischbachs:

Auf dem jetzigen Gelände des 1.FCN (gegenüber des Valznerweihers) war während der
Reichparteitage die KDF-Stadt aufgebaut. Eine Tafel am Weiher informiert darüber.

Auch die Gaststätte auf der Insel des großen Valznerweihers zeigt sich erneuert.


Die Insel hat eine lange Tradition als Ausflugsmöglichkeit für die Nürnberger. Bereits Mitte des 19.Jahrhunderts hat hier ein Fabrikant Weber eine Wirtschaft betrieben. Man konnte damals dort eine Kahnpartie machen . Später mussten sich die Wirte noch mehr an Unterhaltung einfallen lassen. 1902 hat man als besondere Attraktion eine Wasserrutschbahn aufgebaut. Von einem kleinen Turm konnte man mit einem Kahn in den Weiher hinunter rutschen.


Der Valznerweiher war bis zum Ausbruch des 2.Weltkriegs bewirtschaftet. Nach dem Krieg nutzten die Amerikaner das Restaurant als Club bis es Anfang der 50er Jahre zurück an die Stadt ging. Es wurde von verschiedenen Pächtern betrieben. Im Jahr 2000 verkaufte die Stadt das Anwesen.

Gleich nebenan gibt es noch den kleinen Valznerweiher. Für mich berühmt berüchtigt, da ich dort beim Versuch des Schlittschuhlaufens meine einzigen Winterstiefel ruiniert habe …



Das Waldgebiet in der Umgebung ist ideal zum Spazierengehen und Radeln. Richtung Fischbach kann man an der Russenwiese vorbeikommen.




Der Name „Russenwiese“ bürgerte sich nach dem 1.Weltkrieg ein, nachdem dort während des Krieges ein Lager für russische Kriegsgefangene errichtet worden war.
Etwa zwanzig Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkrieges wurden zur Zeit der Reichsparteitage große Zeltlager für die Teilnehmer der Werkschar eingerichtet.
Ein Bericht der Feuerschutzpolizei von 1939 nennt für das Lager Russenwiese in der Zeit vom 5. bis 12. September 1938 24.000 Mann Belegung.
Im Zweiten Weltkrieg waren dort bis zu 2.000 Zwangsarbeiter, vorwiegend aus Osteuropa, in einem provisorischen Zeltlager untergebracht. Die Häftlinge lebten dort unter Bedingungen, die denen in den Konzentrationslagern vergleichbar waren. Auch das Nürnberger "Arbeitserziehungslager" befand sich vom Oktober 1942 bis zu seiner Zerstörung bei einem Luftangriff im August 1943 auf dieser Wiese.
1943 infizierten sich 200 Gefangene mit der Hahnenfußpflanze, in der Hoffnung, als Kranke in die Heimat zurückgeschickt zu werden. Diese Sabotageaktion wurde jedoch verraten und alle Infizierten in Konzentrationslager eingeliefert. Fünf "Rädelsführer" wurden inmitten des Lagers öffentlich erhängt. Deswegen wurde u.a.Paul Ohler nach dem Krieg vor dem OLG Nürnberg zu sieben Jahren Haft verurteilt. Nach der Bombardierung 1943 wurde das "Arbeitserziehungslager" nach Langenzenn ausgelagert.

Noch eine Sache fand ich interessant. Erst letzthin entdeckte ich im Wald Richtung Fischbach einige parallel verlaufende Hügelketten. Recherche ergab, dass das Reste von Trümmerschutt sind. Jetzt ist das Ganze natürlich von Vegetation bedeckt …


In der unmittelbaren Nachkriegszeit gab es die Trümmerbahn in Nürnberg
Aus einer anderen Quelle:
Vom Herzen der zerbombten Altstadt, dem Hauptmarkt, führte eine eingleisige Hauptstrecke bis hinaus bis in den Vorort Fischbach. Dort hatte man ein Waldstück als Schuttabladeplatz ausgewiesen. Der Schienenstrang verließ die Stadtmauern am Kasemattentor, führte am Prinzregentenufer entlang, um am Wöhrder Talübergang die Pegnitz, auf einer eigens errichteten Eisenträgerbrücke, zu überqueren. Nach dem Dürrenhoftunnel bog die Linie links in die Regensburger Straße ein, wo sie wenig später die Zufahrtsgleise zum Straßenbahndepot St. Peter kreuzte. In Höhe der Breslauer Straße bog die Strecke Richtung Fischbach ab. Es gab an verschiedenen Stellen auch Ausweichgleise um Gegenzüge passieren zu lassen. Bei Steigungen, wie etwa am bereits erwähnten Tunnel, mussten manchmal zusätzliche Schiebeloks nachhelfen.
Der Trümmerschutt wurde am Abladeplatz gleichmäßig verteilt. Um dies zu gewährleisten änderte sich der Gleisplan häufig – durch das bereits angelieferte Material entstanden "Entladerampen. Die Schuttbahn verfügte auch über ein eigenes Bahnbetriebswerk auf dem heutigen FCN-Gelände. Etwa 18 Loks sollen es gewesen sein die dort gewartet und mit Wasser und Kohle versorgt wurden. 

Eine Sache gibt es auch noch: DasGelände der ehemaligen Strafanstalt am Holzweiher. Abgezäunt und zugewachsen …

Von dort Richtung Valznerweiher wird das Gelände immer sumpfiger, aber interessant:



Gehen wir aber nochmals in die Vergangenheit des Valznerweihers zurück. Bis anfangs des 19. Jh. warteten auf die Nürnberger hier besondere kulinarische Genüsse. Wenn man jetzt an Karpfen denken, dann liegt man falsch. Hier wurden Vögel aufgetischt! Auf der Insel des Valznerweihers standen nämlich Vogelherde, von denen es hier im Osten rund um den Schmausenbuck eine große Anzahl gab. Es waren eben nicht nur die Italiener auf der Jagd nach Singvögeln, sondern auch für die Nürnberger war der Vogelfang ein Freizeitvergnügen und eine Erwerbsquelle.
Vorzugsweise stellte man den wohlschmeckenden Krammetsvögeln (Wacholderdrosseln) nach. Eine Besonderheit für die Nürnberger war der Fang der Heidelerchen. Die Vogelherde rund um den Schmausenbuck hatten einen großen Zulauf von Nürnberger Bürgern, die sich hier die gebratenen Vögel aus erster Hand kauften und dazu einen guten Trunk kredenzt bekamen.  
(Quelle)