03.02.21

Symposium Urbanum

 Vor 50 Jahren fand in Nürnberg im Zusammenhang mit den Feiern zum 500. Geburtstags von Albrecht Dürer eine Aktion mit dem Titel "Symposium Urbanum " statt. Die Ausstellung der Skulpturen im öffentlichen Raum sorgte für Furore: Die Öffentlichkeit war teilweise empört. Zum Beispiel habe ich die Geschichte des Fingers am Marienberg damals verfolgen können.

 Aufgeblasen zeigte ein riesiger Finger Richtung Flughafen. Assoziationen an einen Penis konnten schnell entstehen. Jedenfalls wurde das bunte Folienwerk zweimal zerstört, wurde abgebaut und durch ein Metallmonstrum von Ringform ersetzt. Das steht heute noch dort.




Auch das folgende (für mich reizvolle) Werk wurde beschädigt und ist heute etwas eingebeult :


Man muss wissen dass das Symposium vorwiegend eine Privatinitiative war, die auf ihre Art in den öffentlichen Raum "eingegriffen" hatte. Hans Friedrich Defet, genannt Hansfried, gründete mit einigen Kunstverbundenen einen Verein, das «Symposium Urbanum». Die Idee: Kunstwerke sollten im öffentlichen Raum geschaffen und an Ort und Stelle ausgestellt werden. «Beiträge der Gegenwartskunst als Stein des Anstoßes» nannte Defet  das damalige Projekt. Mit Hilfe von Sponsoren und Spenden führte der Verein im Dürer-Jahr über 30 internationale Bildhauer in Frankens Metropole zusammen.

Zum 40jährigen gab es eine Broschüre des Nürnberger Bauamts (leider im Internet nicht mehr auffindbar ...)


Auch heute noch können noch vorhandene Objekte und andere Kunst im öffentlichen Raum sehr wohl zu anregenden Diskussionen des Für und Wider führen. Sie steht stets in Verbindung mit der Gestaltung des öffentlichen Raums, welcher in den Städten, Märkten und Dörfern viele Jahrhunderte alt ist. Heute gehört sicher auch Street Art dazu....

In einem Zeitungsartikel zum 40jährigen wird Dieter Hildebrand aus dem Jahr 1972 zitiert: "„Schön, der Verein Symposion Urbanum glaubte nicht an die Feststellung Horst Krügers, dass die Nürnberger Bürger unmusisch bis amusisch seien, sammelte eifrig Geld und bat 32 Künstler aus aller Welt, in die Stadt zu kommen, um ... Moment, das kann ich gar nicht so treffend formulieren, wie es im Programm steht ... mit ihren Werken ,eine lebendige Verbindung zwischen den Umweltanliegen der Stadtbewohner und den Wirkungsmöglichkeiten bewusster, moderner, künstlerischer Gestaltung‘ herzustellen. Viele Bürger schienen diese Art der Gestaltung für einen vorsätzlichen Akt der Umweltverschmutzung zu halten. Sie heulten förmlich auf. Ich zitiere einen der größten Heuler: ‚Rohre aus Stahl stecken wie Pfähle im Fleisch des historischen Stadtkörpers.‘ – Auaa!“


Auch der damalige Oberkonservator des Germanischen Museums Wulf Schadendorf (ehemaliger Nachbar in der Moltkestr) wird zitiert: „Wahrscheinlich zehn bis zwölf Werke werden in 20 Jahren Zeichen des Dürerjahres sein, die unsere Kinder kennen." Schadendorf meinte damals, dass sich nur ungefähr bei einem Drittel der Beiträge zum „Symposion Urbanum“ überzeitliche Qualität erweisen würde.

Damit dürfte er richtig gelegen haben. Manche Steinarbeit (die Granitblöcke von Arthur Trantenroth), manche Metallarbeit (Barna von Sartorys Röhrenplastik) entsprach einem sehr erratischen und sehr industrieverliebten Zeitgeschmack. Einige Werke standen tatsächlich einfach so rum, öffneten sich nicht in die Stadtlandschaft, akzentuierten sie nicht, irritierten mehr, als dass sie Denkanstöße gaben. Andere aber haben ihren haptischen (Karl Prantls Schwarzer Stein am Hauptmarkt),formalen (Raffael Benazzis Holzfigur im Schmuckhof) oder spielerischen (Hein Sinkens Windspiel am Wöhrder See) Reiz auch nach 40 Jahren bewahrt.




Gerade das letzte Beispiel mit dem spielerischen Effekt (Es steht noch - funktionierend) erinnert mich an meine Studentenzeit: Damals war ich als studentisches Beiratsmitglied in der Findungskommission der neu erbauten PH zum Thema "Kunst am Bau". Angesichts der finanziellen Notlage der Künstler in den 1920er Jahren beschließt der Staat mit dem Kunst am Bau - Programm die bildenden Künstler zu unterstützen. Die Förderung sieht vor in Deutschland beim Bau oder der Sanierung staatlicher Bauten einen bestimmten Anteil – meist zwischen 1 und 4 % der Baukosten – für Kunst am Bau aufzuwenden. 
Mit Pressearbeit unterstützt forderten wir damals dazu auf im künstlerischen Wettbewerb Vorschläge von Werken einzubringen, die nicht nur so dastehen, sondern aktionistisch mit spielerischen Elementen ausgestattet sind. Es gab dann auch zwei Entwürfe, die sich in der Realisierung leider nicht durchsetzen konnten. Das realisierte Werk gibt es noch: Kann wenigstens als Liege- und Pausenfläche funktionieren ...


Eine sehr schöne Sache, die aber nicht beim Symposium entstand, gab es vor Jahren auf dem sehr öden Richard-Wagner-Platz. Eine kinetische Plastik, die sich sachte im Wind bewegte. Ähnlich wie diese:


Verschwunden ! Werde mal recherchieren wo das verblieben ist....