Vor 50 Jahren fand in Nürnberg im Zusammenhang mit den Feiern zum 500. Geburtstags von Albrecht Dürer eine Aktion mit dem Titel "Symposium Urbanum " statt. Die Ausstellung der Skulpturen im öffentlichen Raum sorgte für Furore: Die Öffentlichkeit war teilweise empört. Zum Beispiel habe ich die Geschichte des Fingers am Marienberg damals verfolgen können.
Aufgeblasen zeigte ein riesiger Finger Richtung Flughafen. Assoziationen an einen Penis konnten schnell entstehen. Jedenfalls wurde das bunte Folienwerk zweimal zerstört, wurde abgebaut und durch ein Metallmonstrum von Ringform ersetzt. Das steht heute noch dort.
Zum 40jährigen gab es eine Broschüre des Nürnberger Bauamts (leider im Internet nicht mehr auffindbar ...)
Auch heute noch können noch vorhandene Objekte und andere Kunst im öffentlichen Raum sehr wohl zu anregenden Diskussionen des Für und Wider führen. Sie steht stets in Verbindung mit der Gestaltung des öffentlichen Raums, welcher in den Städten, Märkten und Dörfern viele Jahrhunderte alt ist. Heute gehört sicher auch Street Art dazu....
In einem Zeitungsartikel zum 40jährigen wird Dieter Hildebrand aus dem Jahr 1972 zitiert: "„Schön, der Verein Symposion Urbanum glaubte nicht an die Feststellung Horst Krügers, dass die Nürnberger Bürger unmusisch bis amusisch seien, sammelte eifrig Geld und bat 32 Künstler aus aller Welt, in die Stadt zu kommen, um ... Moment, das kann ich gar nicht so treffend formulieren, wie es im Programm steht ... mit ihren Werken ,eine lebendige Verbindung zwischen den Umweltanliegen der Stadtbewohner und den Wirkungsmöglichkeiten bewusster, moderner, künstlerischer Gestaltung‘ herzustellen. Viele Bürger schienen diese Art der Gestaltung für einen vorsätzlichen Akt der Umweltverschmutzung zu halten. Sie heulten förmlich auf. Ich zitiere einen der größten Heuler: ‚Rohre aus Stahl stecken wie Pfähle im Fleisch des historischen Stadtkörpers.‘ – Auaa!“
Auch der damalige Oberkonservator des Germanischen Museums Wulf Schadendorf (ehemaliger Nachbar in der Moltkestr) wird zitiert: „Wahrscheinlich zehn bis zwölf Werke werden in 20 Jahren Zeichen des Dürerjahres sein, die unsere Kinder kennen." Schadendorf meinte damals, dass sich nur ungefähr bei einem Drittel der Beiträge zum „Symposion Urbanum“ überzeitliche Qualität erweisen würde.
Damit dürfte er richtig gelegen haben. Manche Steinarbeit (die Granitblöcke von Arthur Trantenroth), manche Metallarbeit (Barna von Sartorys Röhrenplastik) entsprach einem sehr erratischen und sehr industrieverliebten Zeitgeschmack. Einige Werke standen tatsächlich einfach so rum, öffneten sich nicht in die Stadtlandschaft, akzentuierten sie nicht, irritierten mehr, als dass sie Denkanstöße gaben. Andere aber haben ihren haptischen (Karl Prantls Schwarzer Stein am Hauptmarkt),formalen (Raffael Benazzis Holzfigur im Schmuckhof) oder spielerischen (Hein Sinkens Windspiel am Wöhrder See) Reiz auch nach 40 Jahren bewahrt.