17.09.21

Der Fürther Bogen 2019 bis 2021

Nach dem Baustopp 2016 kam wieder Bewegung in die Sache: 2019 bahnt sich eine Interimslösung an

Im April wurde bekannt gegeben, dass der Freistaat Bayern nunmehr 20 Millionen Euro für den Einbau von sieben Weichen und zusätzlichen Signalen in Fürth-Unterfarrnbach ausgeben will und die Fertigstellung erst für 2022 geplant ist. Die neue Bahnstation Klinikum ist dabei mit eingeschlossen.

Man kann sich fragen wie es zu der Steigerung auf 20 Millionen kam. Wenn man sich die Unterlagen der Ausschreibungen ansieht, wird es verständlicher: Neben den Weichen und Schienen, neue Signalanlagen zur Zugsteuerung, Änderung der Entwässerung, Rückbau von vorhandenen Anlagen ….Ein Ausschnitt:

Auftragsbezeichnung:

VDE8.11 ABS Nürnberg-Ebensfeld, IBN – Fürther Bogen mit Interimslösung
Los 1, bestehend aus Leistungspaket 1; Leistungspaket 2, Ziffer 2.2 und Ziffer 2.3; Leistungspaket 3:
ca. Aushub 2510 m³; PSS 1260 m³; Erdeinbau 560 m³;
Gleiseinbau 2560 m; Weicheneinbau 7 Stück, Weichenrückbau 3 Stück;
Errichtung Kabelgefäßsystem 1800 m; Signalgründung 30 Stück; Kabelverlegung 53.300 m;
LSW inkl. Rammrohgründung 1100 m; SiA inkl. Bohrpfahlgründung 10 Stück;
modularer Bahnsteig inkl. Ausstattung 980 m²; Errichtung Weichenheizstationen 2 Stück

Los 2, bestehend aus Leistungspaket 2 OLA, Ziffer 2.1:
OL-Maste inkl. Gründung 330 Stück; Kettenwerk 12.710 m; OSE Kabel 3.700 m
Laufzeit des Vertrags, der Rahmenvereinbarung oder des dynamischen Beschaffungssystems
Beginn: 09/04/2020
Ende: 16/12/2022

Und es ging im Sommer 2020 los:


Nachdem die Inbetriebnahme der S-Bahn-Gleise zwischen Fürth Hbf und der Regnitzbrücke im Jahre 2022 angestrebt wird, ist nun eine Intensivierung der Arbeiten zu verzeichnen. Der Schwerpunkt der Arbeiten liegt im Bereich der Abzweigstelle Unterfarrnbach mit Anbindung an die Bestandsgleise zwischen km 11,0 und 12,0.

Da es nur noch einen Zugang für LKW zur Baustelle gab, nahm nun der Verkehr zu.

letzter Zugang zur Baustelle

Auf dem Feld am Heuweg wurde im Frühjahr 2021 ein Containerlager errichtet. Jetzt wurde es turbulent.

Containerdorf

Von März an war es über Wochen unerträglich: Von der Baustelle zu zwei Zwischenlagern ( am Durchgang vom Eigenen Heim nach Unterfarrnbach // an der Bremenstaller Brücke im Wiesengrund) fuhren Laster und Traktoren teilweise im Minutentakt hin und her.


Lagerplatz 1

Lagerplatz 2

Schon verbautes Material (Schotter und Materialbeton) wurde raus geschafft. Neuer Schotter und Kalksplit wurde angeliefert. Tieflader brachten Baumaschinen und fuhren sie nach ein paar Tagen wieder ab. Große Sattelschlepper aus der EU fanden die Baustelle nicht und mussten hin und her rangieren. Alles in der Wohnstraße oder auf dem Feldweg, der immer noch als Radstrecke, Hundepromenade und Spazierweg benutzt wurde.

Sonntagsidyll am Heuweg

In der Bestandsstrecke wurden nach Sperrung noch im Frühjahr die ersten zwei Weichen eingebaut. Ab dem Haltepunkt Unterfarrnbach hat man in den nächsten Monaten altes Material (Schienen, Schwellen,Schotter, Bettung) rückgebaut und dann ganz neu eingerichtet.  

erste Weichen

Rückbau an der Haltestelle

Eine große Aktion war dann noch der Einbau der restlichen Weichen Anfang September 2021. Das lief innerhalb einer Woche ab mit einiger logistischer Vorbereitung und viel Schwertransporten.



Am 5.September 21


Am 10.September 21

Man hat dabei auch gleich den eingleisigen Abzweig zur neuen Brücke über das Rednitztal angelegt, denn mit der Planung der Bahn muss es dort nach Eltersdorf irgendwann weiter gehen! 

Zitat: "Ziele:
- Das BVerwG hat 2017 den Planfeststellungsbeschluss zum Fürther Verschwenk für rechtswidrig und nicht vollziehbar, u.U. aber für heilbar erklärt. Es hat eine ergebnisoffene Prüfung zwischen Verschwenk- und Bestandstrasse zu erfolgen
- Um die Engpasssituation in dem Bereich aufzulösen bedarf es eines weiteren Gleises
- Entsprechende Ausbaualternativen sind unter Berücksichtigung bisheriger Erkenntnisse zu untersuchen
- Prüfung neuer bzw. Anpassung bestehender Haltepunkte in den betreffenden Räumen wie bspw. Hp Vacher Straße, Hp Stadeln-Süd, Hp-Stadeln Nord (Verschiebung des Hp Vach nach Süden)
- Die verkehrliche Wirkung sowie Angebotskonzepte und Infrastrukturbedarf sind zu ermitteln"

Für uns wird es ruhiger: Die Arbeiten an den Signalanlagen und Oberleitungen stehen noch an. Auch der neue Bahnhof Klinikum muss noch gebaut werden. Aber die riesigen Erdarbeiten sind beendet.


Ausblick auf 2022 Bahnhof Klinikum

Neueste Entwicklungen für Abschnitt Unterfarrnbach hier ....


Der Fürther Bogen bis 2018

 Als wir 2009 in die neue Wohnung beim Heuweg einzogen, hatten wir Richtung Westen die Aussicht auf Felder und in angenehmer Entfernung die Bahnlinie Fürth- Erlangen in einer Senke. Wir wussten, dass die Bahnlinie von 2 Gleisen auf 4 im sogenannten „Fürther Bogen“ für eine S-Bahnlinie erweitert werden soll: Die Bahnbrücke an der Würzburger Straße bei der U-Bahnstation Klinikum war schon vor 2000 erweitert worden. Die Bahnbrücke an der Hardstraße war gerade abgerissen worden und wurde dann 2010 mit größerem Durchlass für die Bahn neu errichtet. Die Brücke an der Cadolzburger Straße war schon 2001 abgerissen worden und 2008 endlich neu gebaut worden. Schon 1993 hatte man die Fußgängerunterführung zwischen Eigenem Heim und Unterfarrnbach neu aufgebaut und verstärkt.

Im Jahr 2008 wurde mit Söderschem Spatenstich (damals Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten) das Projekt „Ausbau Fürther Bogen“ begonnen. Aus einer PressemitteilungDer rund fünf Kilometer lange Streckenabschnitt des „Fürther Bogens“ vom Fürther Hauptbahnhof (Siebenbogenbrücke) Richtung Eltersdorf bis zur Regnitzbrücke bei Vach erhält zusätzliche Gleise für die S-Bahn. Neben den bestehenden zwei Gleisen werden zwei bzw. ein weiteres Gleis ausschließlich für den S-Bahnverkehr verlegt. Außerdem müssen die Bahnsteigunterführung im Fürther Hauptbahnhof sowie sieben Brücken erweitert werden. Umfangreiche Erd- und Gleisbauarbeiten sind notwendig. Zudem sollen rund fünf Kilometer Lärmschutzwände errichtet werden. Rund 45 Millionen Euro werden investiert. Nachdem im November 2007 für diesen Abschnitt der Planfeststellungsbeschluss erlassen und in den vergangenen Sommermonaten erste Bauvorbereitungen getroffen wurden, beginnt jetzt der Ausbau der Strecke. Bis 2011 sollen alle Maßnahmen in diesem Abschnitt fertig gestellt sein.

Als wir damals einzogen waren auf dem Feld beim Heuweg riesige Erdhaufen deponiert, die ziemlich schnell abgefahren wurden, da dort keine Genehmigung für Ablagerungen bestand. Es ging aber weiter: Auf dieser Seite ist der Bauverlauf ab 2010 ganz gut dokumentiert. Es wurden in den Böschungen der alten Strecke erst Bohrpfähle nebeneinander errichtet und dann das Erdreich beseitigt. Es entstand so ein Trog.



Nicht dokumentiert wurden die Belästigungen für Anwohner. Die Bohrungen, die Betonarbeiten und letzten Endes der Transport des Aushubs waren eine fast nicht zu ertragende Belästigung der Anwohner. Ich machte mir in einem Artikel im Feb 2011 etwas Luft.

In den zu abtragenden Böschungen war im Vorfeld der Arbeiten intensiv nach Munition und Blindgängern abgesucht worden. Trotzdem wurde während der Ausschachtungen am 31.5.2011 plötzlich eine Bombe an der Brücke Würzburger Str. gefunden. Nach umfangreichen Evakuierungen und Absperrungen konnte erfolgreich entschärft werden.

Nachdem 2010 die zwei Fernbahngleise nach Westen hin verlegt worden waren, gab es bald einen Behelfsbahnsteig Unterfarrnbach.




Die Siebenbogenbrücke wurde 2010 bis 2012 mit einem architektonisch gelungenem Vorbau um 2 S-Bahn Gleise erweitert.


In einem weiteren Artikel weise ich darauf hin, dass die Bautätigkeit ins Stocken geraden ist. Grund war, dass die Stadt Fürth und die Bahn im Clinch darüber liegen wie es nach der Regnitzüberquerung weitergehen soll. Sprich: Verschwenk oder parallel zur Bestandsstrecke.

Der Fahrgastverband PRO BAHN ist darüber empört, dass ein Streckenabschnitt, der bereits zweistellige Millionenbeträge aus Steuergeldern verschlungen hat, auf Jahre vor sich hinrosten und den Fahrgästen die überfälligen Verbesserungen vorenthalten werden. Für zwei bis drei Millionen Euro könnte nach Aussage von PRO BAHN nördlich von Unterfarrnbach eine Weichenverbindung zur Bestandsstrecke zu errichten , um die neuen Gleise ans Netz anzuschließen.  

Auch 2013 schleppt sich der Ausbau dahin. Inzwischen war die einspurige Regnitztalbrücke noch im Bau und wurde 2014 fertig:


2014 schließlich reichte die Stadt Klage gegen den Verschwenk ein. Auch 2015 geschieht wenig.

Im April 2015 wurde noch vereinbart, die weitgehend bereits fertiggestellten S-Bahn-Gleise südlich und nördlich des geplanten Verschwenks durch den Einbau zusätzlicher Weichen mit der Bestandsstrecke zwischen Fürth-Nord und Eltersdorf zu verknüpfen, um so die Nutzung der neugebauten Gleise und damit einen engeren Takt der S-Bahn zu ermöglichen. Die Kosten für diese Übergangslösung trägt das Land Bayern. Die Inbetriebnahme war seinerzeit für 2020 vorgesehen. Die geschätzten Kosten – einschließlich des späteren Rückbaus– sollen statt vormals 2,6 Millionen Euro nunmehr 10,4 Millionen Euro betragen.

Das Firmenkonsortium für den Bau des Fürther Bogens hat 2016 noch schnell bestellte Materialien wie Schwellen, Schienen und Schotter in die stillgelegte Baustelle verbracht. Provisorisch waren dann 2 Gleise auf Schotter bis zum Haltepunkt Unterfarrnbach verlegt. Ab Unterfarrnbach gab es noch 1 Gleis auf Schwellen ohne Befestigungen. Der Lärmschutz wurde fertiggestellt. Der Bahnsteig Unterfarrnbach wurde stabiler für längerfristigen Einsatz an der Bestandsstrecke erneuert.


Die Baustellenzufahrten an der Siebenbogenbrücke, am Scherbsgraben und an der Hardstrasse waren dann nicht mehr möglich. Nur bei uns am Heuweg hat man in der Lärmschutzwand eine Lücke aufgemacht. Die einzige Baustellenzufahrt außer an der Vacherstraße hin zur Regnitzbrücke!

Im Bayerischen Landtag wurde die Anfrage des Abgeordneten Markus Ganserer (jetzt Frau Tessa Ganserer) behandelt. Ergebnis: Die Finanzierung einer Zwischenlösung (Einbau von Weichen um nördlich Unterfarrnbach ins Bestandsgleis zu kommen ) ist nicht geklärt.

2017 schließlich hat das Bundesverwaltungsgericht den bestehenden Planfeststellungsbeschluss für den Verschwenk gekippt.  Die Bahn selbst hält sich ein Hintertürchen offen.

Die Baustelle ruht endgültig.

Die Schnellfahrstrecke München Berlin mit mehr ICE Verkehr durch Fürth wird offiziell noch im Dez 2017 eröffnet.

Die Urteilsbegründung des Verwaltungsgerichts wird 2018 veröffentlicht.