Als wir 2009 in die neue Wohnung beim Heuweg einzogen, hatten wir Richtung Westen die Aussicht auf Felder und in angenehmer Entfernung die Bahnlinie Fürth- Erlangen in einer Senke. Wir wussten, dass die Bahnlinie von 2 Gleisen auf 4 im sogenannten „Fürther Bogen“ für eine S-Bahnlinie erweitert werden soll: Die Bahnbrücke an der Würzburger Straße bei der U-Bahnstation Klinikum war schon vor 2000 erweitert worden. Die Bahnbrücke an der Hardstraße war gerade abgerissen worden und wurde dann 2010 mit größerem Durchlass für die Bahn neu errichtet. Die Brücke an der Cadolzburger Straße war schon 2001 abgerissen worden und 2008 endlich neu gebaut worden. Schon 1993 hatte man die Fußgängerunterführung zwischen Eigenem Heim und Unterfarrnbach neu aufgebaut und verstärkt.
Im Jahr 2008 wurde mit Söderschem Spatenstich (damals Staatsminister für Bundes- und Europaangelegenheiten) das Projekt „Ausbau Fürther Bogen“ begonnen. Aus einer Pressemitteilung: Der rund fünf Kilometer lange Streckenabschnitt des „Fürther Bogens“ vom Fürther Hauptbahnhof (Siebenbogenbrücke) Richtung Eltersdorf bis zur Regnitzbrücke bei Vach erhält zusätzliche Gleise für die S-Bahn. Neben den bestehenden zwei Gleisen werden zwei bzw. ein weiteres Gleis ausschließlich für den S-Bahnverkehr verlegt. Außerdem müssen die Bahnsteigunterführung im Fürther Hauptbahnhof sowie sieben Brücken erweitert werden. Umfangreiche Erd- und Gleisbauarbeiten sind notwendig. Zudem sollen rund fünf Kilometer Lärmschutzwände errichtet werden. Rund 45 Millionen Euro werden investiert. Nachdem im November 2007 für diesen Abschnitt der Planfeststellungsbeschluss erlassen und in den vergangenen Sommermonaten erste Bauvorbereitungen getroffen wurden, beginnt jetzt der Ausbau der Strecke. Bis 2011 sollen alle Maßnahmen in diesem Abschnitt fertig gestellt sein.
Als wir damals einzogen waren auf dem Feld beim Heuweg riesige Erdhaufen deponiert, die ziemlich schnell abgefahren wurden, da dort keine Genehmigung für Ablagerungen bestand. Es ging aber weiter: Auf dieser Seite ist der Bauverlauf ab 2010 ganz gut dokumentiert. Es wurden in den Böschungen der alten Strecke erst Bohrpfähle nebeneinander errichtet und dann das Erdreich beseitigt. Es entstand so ein Trog.
Nicht dokumentiert wurden die Belästigungen für Anwohner. Die Bohrungen, die Betonarbeiten und letzten Endes der Transport des Aushubs waren eine fast nicht zu ertragende Belästigung der Anwohner. Ich machte mir in einem Artikel im Feb 2011 etwas Luft.
In den zu abtragenden Böschungen war im Vorfeld der Arbeiten intensiv nach Munition und Blindgängern abgesucht worden. Trotzdem wurde während der Ausschachtungen am 31.5.2011 plötzlich eine Bombe an der Brücke Würzburger Str. gefunden. Nach umfangreichen Evakuierungen und Absperrungen konnte erfolgreich entschärft werden.
Nachdem 2010 die zwei Fernbahngleise nach Westen hin verlegt worden waren, gab es bald einen Behelfsbahnsteig Unterfarrnbach.
Die Siebenbogenbrücke wurde 2010 bis 2012 mit einem architektonisch gelungenem Vorbau um 2 S-Bahn Gleise erweitert.
In einem weiteren Artikel weise ich darauf hin, dass die Bautätigkeit ins Stocken geraden ist. Grund war, dass die Stadt Fürth und die Bahn im Clinch darüber liegen wie es nach der Regnitzüberquerung weitergehen soll. Sprich: Verschwenk oder parallel zur Bestandsstrecke.
Der Fahrgastverband PRO BAHN ist darüber empört, dass ein Streckenabschnitt, der bereits zweistellige Millionenbeträge aus Steuergeldern verschlungen hat, auf Jahre vor sich hinrosten und den Fahrgästen die überfälligen Verbesserungen vorenthalten werden. Für zwei bis drei Millionen Euro könnte nach Aussage von PRO BAHN nördlich von Unterfarrnbach eine Weichenverbindung zur Bestandsstrecke zu errichten , um die neuen Gleise ans Netz anzuschließen.
Auch 2013 schleppt sich der Ausbau dahin. Inzwischen war die einspurige Regnitztalbrücke noch im Bau und wurde 2014 fertig:
2014 schließlich reichte die Stadt Klage gegen den Verschwenk ein. Auch 2015 geschieht wenig.
Im April 2015 wurde noch vereinbart, die weitgehend bereits fertiggestellten S-Bahn-Gleise südlich und nördlich des geplanten Verschwenks durch den Einbau zusätzlicher Weichen mit der Bestandsstrecke zwischen Fürth-Nord und Eltersdorf zu verknüpfen, um so die Nutzung der neugebauten Gleise und damit einen engeren Takt der S-Bahn zu ermöglichen. Die Kosten für diese Übergangslösung trägt das Land Bayern. Die Inbetriebnahme war seinerzeit für 2020 vorgesehen. Die geschätzten Kosten – einschließlich des späteren Rückbaus– sollen statt vormals 2,6 Millionen Euro nunmehr 10,4 Millionen Euro betragen.
Das Firmenkonsortium für den Bau des Fürther Bogens hat 2016 noch schnell bestellte Materialien wie Schwellen, Schienen und Schotter in die stillgelegte Baustelle verbracht. Provisorisch waren dann 2 Gleise auf Schotter bis zum Haltepunkt Unterfarrnbach verlegt. Ab Unterfarrnbach gab es noch 1 Gleis auf Schwellen ohne Befestigungen. Der Lärmschutz wurde fertiggestellt. Der Bahnsteig Unterfarrnbach wurde stabiler für längerfristigen Einsatz an der Bestandsstrecke erneuert.
Die Baustellenzufahrten an der Siebenbogenbrücke, am Scherbsgraben und an der Hardstrasse waren dann nicht mehr möglich. Nur bei uns am Heuweg hat man in der Lärmschutzwand eine Lücke aufgemacht. Die einzige Baustellenzufahrt außer an der Vacherstraße hin zur Regnitzbrücke!
Im Bayerischen Landtag wurde die Anfrage des Abgeordneten Markus Ganserer (jetzt Frau Tessa Ganserer) behandelt. Ergebnis: Die Finanzierung einer Zwischenlösung (Einbau von Weichen um nördlich Unterfarrnbach ins Bestandsgleis zu kommen ) ist nicht geklärt.
2017 schließlich hat das Bundesverwaltungsgericht den bestehenden Planfeststellungsbeschluss für den Verschwenk gekippt. Die Bahn selbst hält sich ein Hintertürchen offen.
Die Baustelle ruht endgültig.
Die Schnellfahrstrecke München Berlin mit mehr ICE Verkehr durch Fürth wird offiziell noch im Dez 2017 eröffnet.
Die Urteilsbegründung des Verwaltungsgerichts wird 2018 veröffentlicht.