Hermann Holzhauser, der Mann unserer ehemaligen Vermieterin Erika, ist nun schon seit fast 15 Jahren verstorben. Seine letzten 2 Jahre waren nicht so schön für ihn (Pflegefall zu Hause). Er hatte aber ein sehr erfülltes Leben. Als ich ihn 1980 kennenlernte, war er noch Teilhaber und Geschäftsführer der Firma Meusel und Beck (damals in der Nähe des Südausgangs Hbf Nürnberg). 1974 hat er Anteile der Firma übernommen und aus einer Klitsche mit viel kollegialer Eigenarbeit ein ansehnliches Geschäft gemacht:
Eine seiner Lieben war die Segelfliegerei. Die Anfänge waren im 3.Reich als die Nazis in der vormilitärischen Ausbildung Jungs zum Fliegen bringen wollten. Hermann war 15 Jahre alt und am Hainberg gab es die ersten Flugversuche.
Es ging dann am Hesselberg vormilitärisch weiter. Aber sie hatten dort auch eine Gruppe, die Segelfliegen betrieb.
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1944 |
1945 war er bei den Fallschirmjägern, hatte aber zum Glück keinen Einsatz mehr.
Nach dem Krieg war es dann mit der Fliegerei vorbei. Auch Segelfliegen war von den Alliierten verboten. Er und seine Kumpel aus der Cumulusgruppe verlegten sich aufs Modellbauen. In der Kleingartenanlage "Land in Sonne" entstand so :
Erst 1951 war das Segelfliegen wieder erlaubt.
Hier eine Geschichte aus der Frankfurter Gegend. Heimlich hat man sich aber in der Gartenkolonie daran gemacht etwas Größeres zu konstruieren. Und so konnte man gleich nach Freigabe am Humbsersportplatz oder auf der Hard etwas fliegen.
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1941 Humbserspielplatz |
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1952 Hardhöhe |
In der Folgezeit war Hermann dann Mitglied im
Aero Club Nürnberg und flog noch bis zum 70. Lebensjahr in Ottmannsberg.
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1993 |
Aber das genügte nicht: Teneriffa, Spanien, und St.Bernadino waren neben langen Dreiecksflügen bis nach Frankreich Stationen. Unvergesslich seine Erzählung über seinen "Wellenflug" über dem Mont-Blanc-Massiv !
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Mont Blanc |
Zu meinem 50. Geburtstag (1997) hat er mir einen Segelflug in Ottmansberg spendiert ....
In der Turnhalle Unterfarrnbach hat er 1987 für meine damalige Klasse einige seiner Modelle vorgestellt und fliegen lassen.
Durch seine fliegerischen Kenntnisse gelang es ihm, immer "verrücktere Modelle" zu konstruieren, die durch ihre Gummimotoren manchmal recht gewagte, meist aber gut geplante Flugmanöver vollführten.
Er war deutschlandweit zu Ausstellungen und Vorführungen unterwegs. Meist mit der Bahn. Dafür hat er aus Pappe ein ausgeklügeltes Verwahr- und Transportsystem entwickelt. Für seine Flugshows hat er eine "Aufzieh-drill-maschine" aus einem Uhrwerk gebaut. Außerdem eine "Abschussrampe" für Massenstarts.
Lufthansa und verschiedene TV-Sender haben ihn eingeladen. In Zürich war er an der Kunstakademie. In der Vacher Turnhalle wurde für den BR noch ein phantastischer Film über seine Federleichten gedreht. Ich half ihm bei seiner letzten Veranstaltung im Theater Mummpitz (2008?) und konnte feststellen, dass er langsam schwächelte.
Nach seiner Krankheit und seinem Tod war Erika nicht sicher, was sie mit seinen genialen Konstruktionen machen sollte. Einige Modelle sind ja auf der Wasserkuppe, im Deutschen Museum und anderswo ausgestellt. Was hätte Hermann gewollt ? Sie fand in seiner Werkstatt einen Zettel mit "Nachfolger Kügelschen". Und dann fiel es ihr ein: 2006 waren sie bei Bonn zu einer Vorführung anlässlich des 50.Geburtstags eines Unternehmers eingeladen. Das war Michael Kügelgen, der damals recht begeistert von den Konstruktionen war. Lag auch daran, weil er selbst Erfinder und Konstrukteur ist.
Der
Diplom-Ingenieur Michael
Kügelgen ist Gründer,
Inhaber und Geschäftsführer der Firma Mk Technology. Der gebürtige
Kölner ist eigentlich Flugzeugbauer. Schon als Kind interessierte er
sich fürs Drachenfliegen und Modellflugzeuge.Als
Maschinenbau-Student war er Eigentümer eines Flugzeugs, das er 28
Jahre lang flog, bis 2010. Nach Studienabschluss entwickelte Kügelgen
Drohnen und Flugzeuge – auch für die militärische Nutzung.Im Jahr
1993 gab der zu dieser Zeit 38-Jährige den Drohnenbau auf und machte
sich mit der MK Technolgy GmbH Grafschaft Gelsdorf selbstständig. Später sagte er, dass er
mit dem Thema Drohnen einfach zu früh war. In einem Hangar auf dem
Firmengelände in der Grafschaft steht Kügelgens Hubschrauber, den
er für Geschäftsreisen nutzt, aber auch dazu, dringend benötigte
Ersatzteile für die Anlagen seiner Kunden zu liefern.
Erika
nahm Kontakt mit ihm auf. Er kam vorbei und die Übereinkunft war,
dass er gegen eine Kirchenspende den Großteil der Federflieger
bekommen soll. Außerdem war versprochen, dass sie präsentiert
werden sollen. Und so kam es:
An den
Wänden einer Halle hat er Drohnen aufgehängt. Und in einer Vitrine
bewahrt er aus Vogelfedern gebaute Flugobjekte auf. Daneben
interessiert sich der Ingenieur für Fahrzeug-Oldtimer. Ein
schwimmender Amphibienwagen und drei weitere Wagen stehen in der
Grafschaft.
Ich glaube Hermann wäre es recht gewesen. Einen echten Nachfolger für seine Flugshows hätte es wahrscheinlich nicht gegeben, denn er war Original und in seiner Kreativität sehr eigen ...
Nicht vergessen kann ich seine weiteren Lieben. Erika gibt es - noch (87)
Die Naturfotografie
Seine Gewächshäuser
Seine Pflanzendrucke
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Geschenk zum Einzug |
Und andere Kunst
Ich vermisse die philosophischen Gespräche, die ich mit ihm auf dem Gartenbänkle geführt habe, wenn ich ihn mal in der Hardstraße besucht habe ...